Bizarre Felsformationen im Kleinformat

Dienstag, 22. Oktober 2019

Als wir hier in dieser wunderschönen Landschaft ankamen, hätten wir nicht gedacht, dass unser Aufenthalt über 12 Tage andauern würde. Sicher hat das sonnig warme Wetter und unser Stellplatz direkt am Meer den Ausschlag dafür gegeben. Es ist einfach traumhaft hier. In unserem neuen Wohnmobil haben wir durch die Solaranlage, den großen Wassertank und die zweite Toilettenkassette die geniale Möglichkeit längere Zeit autark zu stehen. Ca. 5 Kilometer weiter befindet sich ein Campingplatz, wo wir bisher ent- und versorgen konnten. Wir haben im warmen Meer gebadet, viel gelesen, Andachten mit Bibellesen, gewandert und einfach nur das herrliche Wetter genossen, auch wenn zeitweise starke Stürme aufgetreten sind. Auch andere Wohnmobilisten konnten wir kennengelernen, die sich auch nach dieser Einsamkeit am Meer gesehnt haben. Es gibt die unterschiedlichsten Lebensmodelle für Ältere, so wie wir, aber auch für junge Menschen, die Arbeit und Reisen miteinander verbinden.

Apropos Lesen, Rosi hatte gemeint, dies sei ein spannendes Buch: Fenster zum Tod. Nach über 150 Seiten kam für mich noch keine Spannung auf. Aber wenn ich soviel schon gelesen hatte, wollte ich das Buch nicht beiseite legen. Nach knapp 600 Seiten würde ich diese Lektüre, wobei es um Intrigen, politisches Machtdenken und Mord geht, dennoch als lesenswert einstufen.
Gestern brachte das Erste Programm einen Film mit dem Titel: Die Ungewollten – Die Irrfahrt der St. Louis. Vielleicht hat jemand unserer Leser diesen sehenswerten Film gesehen.
Der Inhalt in Kürze: Voller Zuversicht verlassen 937 jüdische Flüchtlinge 1939 den Hamburger Hafen. Nazi-Deutschland hinter sich, die Freiheit vor sich. Ein Visum für Kuba verspricht ein Leben ohne Angst. Doch Havanna verweigert die Einreise. Kapitän Schröder nimmt Kurs auf die USA. Auch Washington verwehrt der "St. Louis", einen sicheren, US-amerikanischen Hafen anzulaufen. Als dann auch Kanada die Aufnahme verweigert, gerät die Fahrt in die Freiheit zur Odyssee auf dem Atlantik. An Bord machen die Worte Selbstmord und Meuterei die Runde. Knapp einen Monat nach Verlassen des Hamburger Hafens läuft die "St. Louis" in Antwerpen ein. Nahezu ein Drittel der Passagiere ermorden die Nazis in den folgenden Jahren.
Kanadas Premier Justin Trudeau entschuldigte sich bei den Familien
2019 jährt sich die Geschichte zum 80. Mal. Die großen Flüchtlingsströme der jüngsten Zeit und wachsender Antisemitismus lassen die Ereignisse an Bord der "St Louis" erschreckend aktuell erscheinen. Die "Washington Post" erinnerte daher noch einmal an die Ereignisse aus dem Jahr 1939, Kanadas Premier Justin Trudeau entschuldigte sich bei den Familien der jüdischen Flüchtlinge, die Kanada einst abwies.


Warum berichte ich heute über diesen Film? Mit meiner Kamera in der Hand streifte ich heute an der Küste entlang und stand plötzlich vor diesem Bunker, der wahrscheinlich noch aus dieser Zeit stammt.

Mir kam sofort dieser Film wieder in Erinnerung und auch das tausendfache Leid, was die Juden durch den Nationalsozialismus erleiden mußten. In diesem Zusammenhang kann ich mich nicht darüber freuen, ein Deutscher zu sein. Dankbar darf meine Generation darüber sein, dass wir in unserem Leben nie diese Zeit und einen Krieg erleben mußten, der so viele Opfer gefordert hat. Der wachsende Antisemitismus in Europa macht mir Angst, welches Leid womöglich die kommenden Generationen erleiden müssen. An dieser Stelle hielt ich kurz inne und dachte darüber nach.

Weiter führte mein Weg vorbei an bizarren Felsformationen.

Unglaublich, dass auf diesem trockenen Boden noch ein kleines Blümchen wachsen kann.

Zum Schluss meiner kleinen Expedition kam noch etwas trauriges. Meine Kamera gab den Geist auf, das Objektiv läßt sich nicht mehr einfahren und lediglich eine Systemfehlermeldung erscheint auf dem Display. Wie schade. Muß ich wieder, wie im letzten Jahr meine Bilder mit dem Handy machen? Mit hängenden Schultern gings zurück zum Wohnmobil. Oder muss ich mir jetzt eine neue Kamera kaufen und wo? Das ist wirklich schade.

back | next
zurück