Modica — 350 m über dem Meerespiegel

29. April 2018

Geplant war diese Radtour heute gemeinsam mit Gerd, dem 78-jährigen Camper aus Plön. Aber die Wettervorhersagen von gestern waren für den heutigen Sonntag unbefriedigend. Schwarzer Sturm wurde angesagt; die Steigerung ist roter Sturm, so wie wir ihn in der letzten Nacht wiedermal erleben durften. Dementsprechend habe ich schlecht geschlafen und wurde immer wieder durch die Sturmgeräusche und das Schaukeln des Wohnmobils wach. Aber das erging allen Camper so, da war ich heute Morgen nicht der einzige Kandidat mit Ringen unter den Augen. Gerd war der Sturm am Morgen immernoch zu heftig, und er sagte die Tour verständlicherweise ab. Nach kurzer Überlegung dann brachte ich Timmy zu Mauro und radelte los. Das war kein Zuckerschlecken; feste mußte ich in die Pedale treten, um überhaupt einigermaßen voranzukommen. Noch überlegte ich die Tour selbst abzubrechen, aber mein innerer Wille war zu stark, ich konnte nicht dagegen ankommen. Es sollte doch die letzte Tour sein, bevor ich am Dienstag den Campingplatz verlassen werde. Morgen und Dienstag ist der Abbau des Vorzeltes und das Rüsten vorgesehen. Also, dachte ich mir, stell Dich nicht so an, das schaffst du schon. (Mir ist in Erinnerung, irgend jemand hat das auch schon mal gesagt: "Wir schaffen das", und es hat ja bisher auch geklappt). Also weiter!! Scicli war meine erste Anlaufstelle.

Gut, dass ich diese Straße gewählt hatte, denn bis dahin wußte ich noch nicht, dass Scicli zum Weltkulturerbe gehört. Langsam, wegen des zunehmenden Sturms, fuhr ich an den verschiedenen barocken Gebäuden vorbei, die ich zum Teil schon kannte, mich aber immer wieder von neuem faszinieren.

In der Chiesa di san Bartolomeo war ich bisher noch nicht, weil dieses Bauwerk immer verschlossen war.

Diese Deckenmalerei ist schon unglaublich; ich stelle wir vor, wie die Künstler auf dem Rücken dicht unterhalb der Decke auf einem Gerüst gelegen haben müssen, um das Kunstwerk in dieser Farbenpracht und mit vollster Konzentration und Führung des Pinsels zu malen.

Unglaublich!

Zu Fuß gehe ich weiter; ans Fahradfahren ist nicht mehr zu denken. Der Sturm hat von Schwarz auf Rot nochmal ordentlich an Fahrt zugenommen, auch wenn man dies auf den Bildern nicht erkennen kann.

Mein Ziel ist die Comune Di Scicli, denn über diese Treppen hastet der Montalbano immer in seine Dienststelle, weil er und Mimmi es ständig fürchterlich eilig haben. Nicht so, wie in den deutschen Krimis am Freitag abend, wo es der Alte immer langsam angehen läßt.

Egal, allerdings weiß ich nicht genau, ob Montalbano den Eingang mit dem runden oder mit dem rechteckigen Aufgang der Treppen benutzt. Da muß ich in der nächsten Folge nochmal genau aufpassen.

Ich verlasse Scicli und es geht hoch in die Berge.

Der Sturm entwickelt sich so kräftig, dass ich nach kurzen Abständen immer wieder anhalten muss; die Temperaturen allerdings steigen bei blauem Himmel auf gefühlte 30 Grad. Eine traumhaft schöne Landschaft erwartet mich hier auf dieser Wegstrecke.

Mein Fahradsattel gibt allmählich den Geist auf.

Erkennt mal den Wasserfall auf diesem Bild im Hintergrund?

Hinter dem Wasserfall auf einer Hochebene entdecke ich fruchtbaren Boden, der vermutlich durch eine Quelle in den Bergen den kleinen Fluss mit kristallklarem Wasser speist.

Irgend wie kommt mir im Hintergrund die hohe Brücke bekannt vor.

Und dann fällt auch schon der Groschen.

Hinter diesem fast schon unheimlichen Bauwerk haben wir am 21. November 2016 in unserem Womo übernachtet. Damals war Rosi ziemlich krank; ich erinnere mich jetzt gut.

Hier das Bild von unserem Übernachtungsplatz 2016.

Viele italiensiche Wohnmobilisten stellen hier ihr Fahrzeug ab, um am Wochenende das schöne Wetter und vielleicht auch ein Besuch auf diesem Trödelmarkt zu genießen.

Hier gibt es auch Möbel aus einer anderen Zeit zum Anschauen und vermutlich auch zum Kaufen.

Vorsichtshalber hat man hier die großen Palmen mit Schnüren verbunden, damit bei Stürmen wie heute keine Unglücke passieren. Ich schlendere noch ein wenig durch die mir bekannten Straßen und Plätze, bevor ich wieder den Heimweg antrete. Mittlerweile hat auch der Sturm merklich abgenommen und jetzt geht es nur noch bergab Richtung Meer. Der Fahrtwind ist bei der Schwüle sehr angenehm, und ich erreiche mit meinem Bike bergab zeitweise eine Geschwindigkeit von 50 km/h. Als ich an der Rezeption in Piccadilly ankomme, lädt mich Adriano zu einem Espresso ein. Na, das ist ja mal ein toller Empfang. Auch Timmy macht mehrere Luftsprünge, als ich um die Kurve auf den Womoplatz radele. Als Dank für seine Fürsorge für meinen kleinen rumänischen Freund erhält Mauro eine Flasche Rotwein von mir. Gott danke ich für seinen Schutz und den schönen Tag.