Samstag, der 20. Juni 2020
Noch lange ist die Pandemie nicht vorbei. Diesmal hat uns das Coronavirus dazu gezwungen, länger als geplant auf der wunderschönen Insel zu bleiben; eine Zwangspause sozusagen. Die fast 3-monatige Ausgangssperre hatte allen Sizilianern und natürlich auch uns nicht gefallen, aber durch strenge Polizeikontrollen wurden die Maßnahmen eingehalten.
Leider fast zu spät trafen wir auf Salvatore Benedetto, der zusammen mit seinem Sohn das Elternhaus nahe Scicli bewohnt. Auf meiner Radtour ins Landesinnere hatte ich ihn zufällig kennengelernt. Noch am vorletzten Tag unserer Abreise lud er uns zu einem gemütlichen Nachmittag auf seine Terrasse ein.
Auch zeigte uns Salvatore das Ferienhaus seiner Cousine, dass sehr einsam oberhalb von Scicli in den Bergen liegt. Zeitweise vermietet er das kleine Domozil an Feriengäste. Über 40 Jahre hat er in Hamburg als Geschäftsführer einer Textilfirma gearbeitet.
Jetzt ist der 70-Jährige in sein Heimatland zurückgekehrt und kümmert sich unter anderem um seine Olivenbäume. Die Ausgangssperre ist Schuld, dass wir ihn so spät kennengelernt haben. Schade!
Vor über 10 Tagen plötzlich, oh Schreck, hatte sich unsere Satelittenschüssel nicht mehr eingefahren.
In diesem Zustand konnten wir nicht losfahren. Giorgio, der einen Elektro-Handwerksbetrieb in Pozzallo betreibt, bestellte in Karlsruhe die nötigen Ersatzteile, nachdem er festgestellt hatte, dass der Antriebsmotor defekt war. Und tatsächlich, nach 6 Tagen trafen die Teile ein.
Fachgerecht schraubte er fast zwei Stunden an der Anlage herum und jetzt klappt wieder alles bestens.
Nur einen halben Tag brauchten wir, bis das Womo startklar war.
Fast 7 Monate hatten wir das Fahrzeug nicht bewegt; der Reifendruck mußte vor der langen Reise kontrolliert werden. Als ich in Arizza auf den Hof der Reifenfirma fuhr, begrüßten mich zwei bärenstarke Rottweiler. Angstschweiß spürte ich auf der Stirn, öffnete das Fenster, der Besitzer signalisierte mir, dass die Tiere mich nicht auffressen werden, und ich ohne Probleme das Führerhaus verlassen könne.
Mit weichen Knien und verschränkten Armen leistete ich Folge und trug meine Bitte vor. Rosi blieb vorsichtshalber mit Timmy im Womo sitzen.
Während sich der junge Mechaniker an die Arbeit machte, schlich eines der furchterregenden Tiere weinend und fiepsend um das Womo und mich herum, wohlriechend, dass wir auch einen Vierbeiner unser Eigen nennen. Timmy verhielt sich ausnahmsweise ruhig, was in solcher Situation von Vorteil war. Freude kam in mir auf, als die Aktion beendet war und ich auf meinem sicheren Platz hinter dem Steuer in Sicherheit war.
Nach dem Tanken ging es auf die immer noch nicht fertig ausgebaute Autobahn in Richtung Messina.
Um diese Jahreszeit wächst auch der Orleander auf dem Mittelstreifen der mit Löchern gepflasterten Fahrtroute.
Unser Navi führte uns zunächst in Messina in die falsche Richtung, aber dank der vielen Schilder zur Fähre hatten wir das Ziel schnell gefunden. Als ob die Fähre auf uns gewartet hätte. Wir brauchten uns in keine Warteschlange einzureihen, kauften das Ticket, fuhren auf Deck und schon verließen wir den Hafen in Messina in Richtung Festland. Das hatte ja SUPER geklappt, denn die Abstände der Abfahrtzeiten waren wegen Corona um eineinhalb Stunden verlängert worden. Nach einer Stunde Autobahn in Italien Richtung Norden machten wir eine kurze Pause.
Es gab den leckeren Kartoffelsalat, den Rosi schon einen Tag verher zubereitet hatte, dazu kaltes Rippchen. Hm!
Anfänglich, vor 4 Jahren war Timmy kein fröhlicher Wohnmobilist. Mittlerweile ist er im fahrenden Mobil zu einem freundlichen Reisegefährten mutiert, der auch bei längerer Fahrzeit artig im Beifahrerfußraum unter Rosi sitzt und schläft.
Rosi kommentiert: "Was haben wir doch für einen lieben Hund!"
Gegen 19 Uhr erreichten wir in Diamante gestern Abend einen Stellplatz in Meeresnähe und verbrachten einen gemütlichen Abend draußen und in aller Ruhe.
Nach über einem halben Jahr auf einem anderen Platz haben wir gut geschlafen. Heute morgen um 8 Uhr war die Ruhe dahin.
Ein Baggerfahrzeug planierte einen vorgelagerten Platz mit Schotter; der Krach war unerträglich. In der Überlegungsphase nach einer Stunde den Platz wieder zu verlassen, beendete der Fahrer seinen Dienst und Ruhe trat wieder ein. Wie schön!
Auch hier auf dem Stellplatz wachsen überall die herrlichen Orleandersträucher.
Am tiefblauen Meer bleiben wegen Corona die Sonnenschirme bis auf weiteres unbenutzt. Am Nachmittag erfrischten wir uns im kristallklaren Wasser im Meer.
In unserer täglichen Bibellese ging es heute um König Salomo; wir waren sehr erstaunt, mit wieviel Genauigkeit und welchen hochwertigen Materialien der Bau des Tempel im 1. Könige beschrieben wird.
Morgen werden wir gen Norden weiterziehen; die Wettervorhersage hat Gewitter angesagt.