Gestern trauten wir unseren Augen nicht. Ein Blick aus dem Womofenster versprach nichts Gutes. Keine Sonne mehr in Sicht, stark bewölkt und mit einem frischen Wind begrüßte uns gegen 10 Uhr der neue Tag. (Zur Erklärung muß man wissen, hier im Baltikum gehen die Uhren eine Stunde vor.) Wobei wir doch am Mittwoch noch einen sonnigen Strandtag erleben durften und dachten doch tatsächlich, dass es so weiter gehen wird. Pustekuchen! Naja, dankbar sind wir dennoch für den Mittwoch. Trotzdem, ich habe nochmal sämtliche Backen zusammen gekniffen und lief bei stürmisch kühlem Wetter ca. 50 Meter hinaus in die tosenden Wellen der Rigaer Bucht. Ahhh, war das schön. Es schien, als würde das zunächst kalte Wasser immer wärmer werden. Eine ganz tolle Erfrischung am Morgen an diesem menschenleeren Strand.
Rosi wartete am Strand mit dem Handtuch in der Hand auf mich.
Zuvor verabschiedeten sich die älteren Herrschaften freundlich von uns; wir wünschten den beiden nochmals alles Gute und weiterhin eine sichere Fahrt.
Zu ihrem Geburtstag, den wir unerwartet miterleben durfen, schenkte ich ihr das Büchlein: "Man lebt nur einmal". Wir hoffen, dass sie der Inhalt zum Nachdenken über Gott anspricht.
An der Goldküstenstraße fuhren wir wegen den schlechten Straßenbelägen langsam weiter bis auf den Wohnmobilstellplatz nach Riga, den wir gegen 17 Uhr erreichten. Dicht an dicht stehen hier die Mobile, ein krasser Gegensatz zu unserem letzten Platz in der Einsamkeit. Aber wir wollten uns die Stadt ansehen, da ist der Stellplatz Nebensache.
Beim Rundgang über den Platz sah ich ausgefallene Fortbewegungsmittel mit Übernachtungsmöglichkeiten der besonderen Art. Ich staune immer wieder, was sich manche Zeitgenossen einfallen lassen, um mobil unterwegs zu sein um andere Länder kennenzulernen.
Heute haben wir uns Riga angesehen. Da der Campingplatz ca. 3 Kilometer auf der anderen Seite von Riga liegt, mußten wir mit den Rädern zunächst die Daugave über diese Stahlhängebrücke überqueren.
Ein kleines Abenteuer, wie sich schnell herausstellte.
Eine vierspurige Straße mit dauerlärmenden Fahrzeugen quält sich anscheinend jeden Tag in und aus der Stadt.
Die Brücke ist an vielen Stellen total verrostet und es wundert einen, dass sie noch nicht stillgelegt worden ist. Wir waren jedenfalls froh, als wir das andere Ufer erreicht hatten. Die Fahrräder ketteten wir an ein Schild kurz vor der Altstadt und machten uns zu Fuß zur Besichtigung auf den Weg.
Das Schwarzhäupterhaus wurde im 14. Jahrhundert erbaut und gehörte der Gilde der unverheirateten Kaufleute. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört. Erst 1999 wurde es als eine genaue Kopie des Originals mit einer niederländischen Fassade wieder aufgebaut.
Rathaus
Viele Jugendstilhäuser wurden in den letzten modernisiert.
Der Domplatz ist der größte Platz der Altstadt, wo sich viele Cafés und Kneipen befinden. Am Rande dieses Platzes steht die Domkirche im Hintergrund.
Die Rigaer Börse
"Die drei Brüder" ist ein Ensemble von 3 Wohnhäusern aus jeweils unterschiedlichen Jahrhunderten. Das linke ist das älteste aus dem 15. Jahrhundert.
Nach fast dreistündiger Besichtigung meldete sich wieder einmal unser Magen.
Ich bestellte in der Speisekarte dieses pizzaähnliche Gericht gefüllt mit Hähnchen und Käse. Nachdem wir ca. 45 Minuten auf unser Essen warten mußten, konnte man Ähnlichkeiten mit dem auf der Speisekarte abgebildeten Foto durchaus erkennen.
Der Teig war nicht gerade kross, dennoch hat es ganz gut geschmeckt.
In einem Lebensmittelgeschäft mit außergewöhnlich großem Angebot kauften wir noch für das Wochenende ein. Wieder zurück im Womo gab es erstmal einen guten Kaffee; wir waren Dank der Schwüle ziemlich erschossen. Man ist eben nicht mehr der Jüngste!
Wir sind sehr beunruhigt, was heute Abend in München und auch was in der Türkei passiert.
Wir leben in einer sehr schlimmen Zeit.