Trevignano Romano - nördlich von Rom


     Samstag, 29. April 2023     


Von Lido La Marinella fahren wir am Mittwoch weiter auf der Strada del Sole weiter in Richtung Norden. Die 443 Kilometer lange Strecke von Reggio Calabria nach Salerno führt nach Angaben der staatlichen Straßenbetriebsgesellschaft Anas durch 190 Tunnel und über 480 Brücken, Viadukte und Hochstraßen über bergigem Gebiet und ist mautfrei. Den größten Streckenabschnitt haben wir schon in den vergangenen Jahren mit unserem Wohnmobil abgefahren. Zum ersten Mal befahren wir einen Abschnitt durch die Berge mit spektakulären Ausblicken auf die schneebedeckten Berge.




Mehr als ein halbes Jahrhundert nach Baubeginn ist die wichtigste Verkehrsader nach Süditalien endlich 2016 offiziell eingeweiht worden. Ursprünglich sollte der Bau bereits 1972 beendet werden. Der Region, die die Spitze des italienischen Stiefels bildet, könnte es besser gehen mit einer funktionierenden Infrastruktur. Kalabrien ist die ärmste Region Italiens und leidet unter den Machenschaften der mächtigen Mafia-Organisation Ndrangheta.

Unser Ziel ist der nächste Übernachtungsplatz in Santa Maria Capua Vetere.


Nur ca. 3 Kilometer von der Autobahn entfernt hat die Komune den Wohnmobilisten einen sehr weitläufigen und zweckmäßigen Stellplatz kostenlos zur Verfügung gestellt. Super! Hier die Koordinaten: N 41°5’14.6364” E 14°14’49.92”.

Gut ausgeruht fahren wir am Morgen wieder auf die Autobahn in Richtung Toskana. Auf dem Stadtring in Rom kommt es zeitweise zu Staus, aber wir kommen gut durch und hoppeln auf einer sehr schlechten und schmalen Straße ca. 50 Kilometer zum Lago di Bracciano. Auf einem Parkplatz vor dem Stadtfriedhof finden wir nach kurzer Suche einen Platz zum Übernachten.


Als wir heute mit den Rädern in die zwei Kilometer entfernte Stadt Trevignono Romano radeln, wird uns schnell klar, dass wir nirgendwo anders einen Stellplatz gefunden hätten; enge Straßen und jeder freie Quadratmeter ist mit parkenden Autos und Motorrädern zugestellt. Im Hintergrund haben wir sogar einen Blick auf den See.


Leider hat sich das schöne Wetter der letzten Tage verändert, am Himmel hängen dunkle Wolken und auch für die kommenden Tage ist Gewitter angesagt. Schade; wir nehmen es so, wie es ist.





An der Strandpromende warten gedeckte Tische auf hungrige Italiener.


Ein einsames Paddelboot auf dem sanften See; es ist windstill, gefühlte Temperatur 20 Grad und ein paar wenige Regentropfen ziehen erst kleine, dann große Kreise auf dem kristallkaren Wasser. Irgendwie schön anzuschauen.


Wir radeln durch die Altstadt mit vielen Blumen und schmalen Gassen.







Wie aus dem Nichts spricht uns ein älterer Herr an und staunt über unsere Fahrräder. Wir kommen schnell ins Gespräch, in dem er beiläufig erwähnt, dass er 92 Jahre alt ist. Auch hat er vieles aus seinem bewegten Leben mit Krieg und Vertreibung zu erzählen und dass er darüber ein kleines Buch geschrieben habe.

Während wir uns unterhalten, bittet ihn ein Herr mittleren Alters in feiner Robe, von den Hochzeitsgästen vor der Gemeindeverwaltung ein Bild zu machen. Höflich willigt Herbert Uhl, unser Gesprächspartner, ein und ich ergreife die Gelegenheit ebenfalls ein Foto von der fröhlichen Runde zu machen.


Anschließend führten wir unser Gespräch weiter und auch er war sehr interessiert an unserem Leben und unseren Reisen.


Da seine Frau mit dem Essen auf ihn wartete, verabschiedeten wir uns freundlichst und Herrn Uhl war sehr daran interessiert, weiterhin mit uns in Kontakt zu bleiben. Ich gab ihm meine Visitenkarte, und wir sind nun sehr gespannt, ob wir nochmal etwas von dem älteren Herrn hören werden.

Die Regentropfen nahmen an Intensität zu, und wir radelten zurück zu unserem Standort.
Eine Stunde später radel ich nochmal los und möchte mir die Kirche Santa Maria Assunta ansehen.
Vor der Kirche angekommen, genieße ich die schöne Aussicht über den See und die Altstadt von Trevignano.




Die Kirche Santa Maria Assunta wurde im frühen sechzehnten Jahrhundert geschaffen. wahrscheinlich auf den Überresten einer alten mittelalterlichen Kirche. Zu dieser Zeit wurde das Gebiet von den Orsini regiert, einer mächtigen römischen Familie, die Bracciano und das Schloss zum Ursprungsort der Dynastie Orsini di Bracciano machten. Trevignano verlor Ende des 14. Jahrhunderts seine militärische Stärke, als das gesamte Gebiet von der Armee des Papstes Borgia getroffen wurde, der in die Ländereien der Orsini eindrang und sie eroberte, zumindest bis zum Tod des Papstes im Jahr 1503.
Im Inneren der Kirche befindet sich ein wertvolles Fresko, gemalt von Pellegrino da Modena , einem bekannten Schüler Raffaels, das „den Tod der Jungfrau“ darstellt. Das große Fresko bedeckt die gesamte Apsis und stellt eine der Geschichten der goldenen Legende von Jacopo da Voragine dar.



Und nun, typisch italienische Legende:
Die Geschichte erinnert sich an den Moment, in dem einige Priester, wahrscheinlich Juden, versuchten, den Leichnam der Jungfrau zu nehmen, aber ein mit einem Schwert bewaffneter Engel sie in die Flucht schlug und demjenigen, der sich dem Leichnam genähert hatte, die Hände abschlug. An der Spitze befindet sich die Himmelfahrt der Jungfrau inmitten festlicher Engel, während unter dem Bogen die wichtigsten Momente im Leben Mariens gefeiert werden. Auf der rechten Seite des Freskos, direkt über der Figur auf der Flucht, ist das einzige Bild der alten Burg von Trevignano Romano dargestellt, während auf der gegenüberliegenden Seite im Hintergrund eine Darstellung des Bracciano-Sees mit den vielen Fischern, die ihn bevölkerten, zu sehen ist. Das Fresko wurde Ende des letzten Jahrhunderts restauriert, um den Farben ihre außergewöhnliche Brillanz zurückzugeben.


Die Treppen hinauf und nochmals bewundere ich die schöne Aussicht.



Mit dem Rad geht es dann wieder den Berg hinunter, und ich radel an der vielbefahrenen Landstraße entlang dem See wieder zu unserem Stellplatz zurück.


Vor knapp einer Woche hatte sich Rosi die Hand mit kochendem Wasser verbrüht und der Heilungsprozess ist nun in vollem Gange. Teile der Haut lösen sich allmählich vom Handrücken; die Schmerzen sind abgeklungen. Wir hoffen auf weitere Heilung durch unseren Herrn. Dankbar blicken wir auf einen schönen Tag zurück und wollen eine weitere Nacht hier auf dem Friedhofsgelände in Ruhe verbringen.

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