Dienstag, 28. Januar 2020
Heute fuhren wir mit dem Auto ins Landesinnere nach Acate und Chiaramonte Gulfi. Als ich den Wagen von Adriano, der schon 325000 Kilometer auf dem Tacho anzeigt, startete, war ein lautes Klappern aus der Motorhaube nicht zu überhören. Adriano versicherte mir mit einem Kopfnicken, dass das Geräusch normal sei.
Mit einem mulmigen Gefühl fuhren wir dann doch los in die Berge. Hinter Ragusa wurden die Wolken immer dunkler und dichter Nebel versprach einen ungemütlichen Tag. Als wir allerdings wieder bergab ins Tal in Richtung Acate fuhren, klarte der Himmel auf, der Nebel verschwand, und die Sonne kam bei kühlen Temperaturen doch noch zum Vorschein. Hier im Landesinneren sind es gefühlte 5 bis 7 Grade kälter als am Meer. Acate liegt etwa 35 Kilometer nordwestlich von Ragusa. Die Einwohner leben hauptsächlich von der Landwirtschaft. Angebaut werden vor allem Zitrusfrüchte, Artischocken, Oliven, Tomaten und Wein.
Als wir den Wagen neben dem Castello, das im Jahre 1400 erbaut wurde, parkten, wehte uns ein kräftiger Wind vom Tal her um die Ohren.
Hier im Süden von Sizilien werden mit diesen aktuellen Aushängen die Verstorbenen der vergangenen Tage öffentlich angezeigt. Im Norden kennt man dieses Brauchttum nicht, wie uns Barbara aus Petrosino bestätigte.
Vom Innenhof der alten Festung hatte ich diesen Blick auf die Kirche San Nicola aus dem 17. Jahrhundert. Sie wurde nach den Zerstörungen durch das Erdbeben 1693 etwas kleiner wieder aufgebaut, wobei man die Fassade erst 1950 fertigstellte.
Im Inneren ist das Gotteshaus sehr schlicht und barocke Bauelemente kaum erkennbar. Jetzt wurde es Zeit für einen Cappuccino.
Auf Anfrage nach einem Toilettengang wurde uns vom Besitzer mitgeteilt, dass die Wasserspülung kaputt sei. Also: Nix war mit Klogehen.
Wir schlenderten noch eine Weile durch die menschenleere Stadt und weiter führte uns der Ausflug nach Chiaramonte Gulfi.
Steil hinauf verlief die Straße serpentinenartig auf 950 Meter. Unser klappriger Kleinwagen kam allmählich an seine Grenzen.
In einer Seitenstraße parkten wir das Vehikel und marschierten zur Chiesa Santa Maria la Nova aus dem Jahre 1536, der Duoma von Chiaramonte Gulfi. Hier war es noch kälter und der Wind entwickelte sich so langsam zu einem eisigen Sturm. Chiaramonte Gulfi liegt 15 Kilometer nördlich von Ragusa hoch oben auf einem Hügel.
Der Duomo war sogar geöffnet, was für sizilianische Verhältnisse um die Mittagszeit ungewöhnlich ist.
Demütig standen wir im Inneren des Gebäudes und staunten über die architektonische Meisterleistung.
Auf der Piazza vor dem Gotteshaus entdeckte Rosi diese außergewöhnlich gezierten Papierkörbe, die sich der Umgebung auf dem Platz in besonderer Weise anpassten.
Das barocke Kleinstädtchen hoch über der mediteranen Landschaft hatte außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Aber leider wurde es uns zu kalt und wir steuerten den Rückweg über das Hochland in Richtung Mare zurück. Unsere ca. 5-stündige Tour ging zu Ende und wir freuten uns auf einen gemütlichen Abend im warmen Wohnmobil.
Aber da war doch noch was; fast hätte ich vergessen auch darüber zu berichten. Stimmt! Ich hatte Geburtstag.
Rosi backte mir bereits am Vorabend einen leckeren Schokoladenkuchen, den wir schon in der Nacht zum 28. zur Hälfte aufgefuttert hatten. Hm!
Auch schenkten mir die Camper-Nachbarn eine Torte. "Struck" sollte nicht auf dem Kuchen stehen, sondern "Michael". Beim Bestellen in der Konditorei hatte man den Nachnamen von Ulli, statt meinen Namen versehentlich, oder mangels Sprachverständigung auf die Torte geschrieben. Egal! Ich habe mich trotzdem sehr gefreut.
Am Abend lud ich unsere Bekannten hier auf dem Platz in eine Pizzeria in Donnalucata ein, und wir verbrachten einen feuchtfröhlichen Abend.
Vor 40 Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich einmal so alt werde. Heute darf ich dankbar sein, dass ich mit meiner lieben Frau noch so viel Schönes erleben darf. Und da kann ich mit deutlicher Stimme wieder einmal sagen: DANK SEI GOTT.