Samstag, 15. Februar 2020
"Wie doch die Zeit vergeht!" Diesen Satz kennt jeder. Hier auf der Insel möchten wir manchmal gerne diese Zeit anhalten, weil uns Gott jeden Tag reichlich beschenkt, sei es mit einem wunderschönen Sonnenuntergang, dem ständig rauschenden Meer oder der Fauna und Flora, an der sich unser Auge erfreuen darf. Ja, wir wissen unsere Lebenszeit hier auf Erden ist begrenzt. Und wir wissen auch, dass wir in Gottes Hand gut aufgehoben sind. Er offenbart sich uns jeden Tag und möchte, dass jeder Mensch zur Erkenntnis der Wahrheit kommt. Mit diesem Wissen und mit dem Glauben an den Herrn Jesus leben wir jeden Tag bewußt und danken unserem Schöpfer für diese Zeit, die ER uns täglich schenkt.
Das es hier auf der Insel auch Dünen gibt, war mir bis jetzt noch nicht bewußt. Unweit von unserem derzeitigen Wohnort türmen sich hinter dem breiten Sandstrand zum Schutz der zahlreichen Ferienhäuser meterhohe Sandwälle. Der Sturm der letzten Monate hat bizarre Formationen in die Landschaft gegraben. Sehen können wir den Sturm nicht, aber er hinterläßt große Veränderung. Als ich dieses Bild fotografierte mußte ich an den Ausspruch vieler Menschen denken, die sich bewußt dafür entschieden haben, ohne Gott zu leben: "Was ich nicht sehe, glaube ich nicht." Hier ist der Beweis dafür, dass der unsichtbare Sturm die Landschaft großflächig verändert. Nur wenn wir es zulassen, kann der Schöpfer auch Dein Herz verändern. Ganz sicher!
Vor 2 Wochen waren wir bei Sabine und Wilfried eingeladen. Das Ehepaar lebt seit über 20 Jahren auf der Insel und bewohnt ein kleines sehr einsames Herrenhaus oberhalb von Cava D'Aglia.
Auf der Dachterasse hatten wir einen traumhaften Blick über die Landschaft hinunter zum Meer. Das Rauschen des Meeres ist hier nicht hörbar, aber die Stille in dieser Einsamkeit hatte auch seinen Reiz.
Die letzten Tage haben wir mit vielen interessanten Lektüren, kleinen Spaziergängen und Radtouren verbracht. Da sich in der Nähe ein Supermarkt befindet und der Gemüsemann jeden Tag auf den Platz kommt, brauchen wir nicht zu hungern und sind bestens versorgt. Rosi bereitet jeden Tag köstliche Gerichte zu und ist immer kreativ in ihren Auswahl. Frische Apfelsinen am Abend runden den Tag ab. Ja, sicher: Auch gibt es den guten Vino Rosso, der hier in der Gegend angebaut wird.
Unsere Italienischkenntnisse werden besser, aber von einer längeren Unterhaltung mit unseren Freunden aus Südtirol sind wir noch weit entfernt. Wir bleiben dran und lernen dazu.
Die Mittagszeit hier im Süden beginnt gegen 12.30 Uhr und endet etwa gegen 16.00Uhr.
In dieser Zeit sind die Straßen tatsächlich menschenleer. Ich könnte ansatzweise verstehen, dass sich die Sizilianer wegen der Hitze in ihre mit Klimaanlagen gekühlten Häuser zurückziehen. Aber wir haben momentan Temperaturen um 18 Grad verbunden mit einem kühlen Wind vom Meer. Trotzdem! "Macht der Gewohnheit", würde ich sagen und genieße eine Tour am Meer entlang.
Immer mal wieder stranden nur für kurze Zeit Camper aus allen Herren Länder hier auf dem Campingplatz. Belgier, Franzosen, Engländer und auch tatsächlich auch Deutsche. Sie ruhen ein paar Tage aus, waschen ihr Wäsche, genießen den einsamen Sandstrand, duschen, wenn notwendig und verlassen wieder den Platz.
Auch mit einem Wohnmobilisten komme ich ins Gespräche, der den alten Mercedesbus Baujahr 1985 sein Eigen nennt. Er selbst ist Sizilianer, wohnt aber mit seiner Frau, seinen 3 Kindern, 2 Hunden in Witzenhausen nahe Kassel. Ich staune darüber, wie er mit diesem alten Gefährt und seiner gesamten Familie frohgemut durch die Lande zieht; per WhatsApp bleiben wir in Kontakt.
Vor einigen Tagen wollte Rosi am Morgen ihr Smartphone benutzen. Nichts ging mehr. Ich nahm das Gerät unter die Lupe; auch Akku aufladen war sinnlos. Mit Heinz fuhr ich nach Scicli in der Hoffnung einen neuen Akku zu erwerben. Unverrichteter Dinge und mit hängendem Kopf kam ich zurück auf den CP. Meine nächste Idee, ich werde Adriano fragen. Rosi's Verzweiflung baute sich zunehmend auf, denn ihre persönlichen Kontakte waren nicht mehr im Zugriff. Adriano bestellte ein neues Teil. Nach ein paar Tagen wechselte ich den Akku. Jetzt mußte das kleine Ding doch seine Funktionen aufnehmen. Nichts geschah und die Enttäuschung nahm weiter an Fahrt zu. Bei derart ärgerlichen Problemen versuche ich immer nach Lösungen zu suchen. Das Smartphone drückte ich Adriano mit dem Hinweis in die Hand: "Il cellulare non funziona ancora. Si prega di cercare una soluzione." Wiederum vergingen zwei Tage. Als er uns das funktionsfähige Handy freudestrahlend überreichte, drückte ich ihm 20 EUR in die Hand und die Welt war wieder in Ordnung. Wo genau der Defekt verborgen war, weiss ich bis heute nicht. Aber... wiedermal haben wir Hilfe bekommen. (Psalm 121)
Gestern mußten wir unsere Lebensmittel auffüllen. Wir radelten frohgelaunt durch die Wiesen in den Supermarkt. Und dann kam die Sache mit dem Portemonnaie. Wieder am Wohnmobil angekommen, reichte ich Rosi die Lebensmittel an, die sie unverzüglich in den Kühlschrank einräumte. Anschließend ruhten wir in der Sonne aus und Rosi schnitt mir die Haare. Nach über zwei Stunden verschwand meine liebe Frau im Wohnmobil und ich hörte ihre ruhige, aber dennoch jammernde Stimme: "Ich habe das Portemonnaie in einer kleinen Tüte im Einkaufswagen vergessen". O Schreck. Rosi bekam weiche Knie, meine Knie erfuhren den gleichen Effekt, ich konnte es nicht glauben. Sicher waren wir beide käseweiß im Gesicht. Verzweifelt suchte Rosi weiter, aber ohne Erfolg. Ich ließ alles stehen uns liegen, schwang mich aufs Rad und sauste los. Vier Kilometer. Im Unterbewußtsein zeigten sich mir Bilder von Sperrung der Scheckkarte, Beantragung eines neuen Personalausweises, Krankenversicherungskarte, Führerschein etc.
An das Geld, dass Rosi dort aufbewahrte, dachte ich zu keinem Zeitpunkt. Dann ein Gebet. Mein Rad ist selten so schnell gesaust, der Tacho zeigte 40km/h. Herr, Du kennst mich ganz genau und weißt um mein Problem. Bitte laß es nicht geschehen, dass ... Bitte. Bitte. Schon von weitem sah ich den Einkaufswagen stehen, die kleine Tüte schaukelte still im Wind. An Zufälle im Leben glaube ich nicht. Danke lieber Vater für Deine Hilfe. Das waren die ersten Gedanken und mein Gebet, als ich das Rad neben dem Einkaufswagen abstellte. "Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat". Psalm 121