2. Mai 2018
Gut und ruhig war die Nacht hier in der Einsamkeit; ich vermute, dass die ersten Feriengäste erst Mitte Juni ihre Häuser belegen werden. Aber um 6 Uhr heute früh war die Nacht und die Ruhe zu Ende. Es fing kräftig an zu regnen, zu hageln mit Blitz und Donner und dann kam der Sturm. Das Womo schaukelte hin und her und rüttelte mich aus dem noch tiefen Schlaf. Nach 2 Stunden war der Spuk zu Ende und der blaue Himmel zeigte sich zusammen mit der Sonne, als hätte es niemals geregnet. Aber der Sturm ist geblieben. Nach wie vor bläst der Saharasturm aus allen Löchern.
Ein Blick aus dem Womo bescherte mir sogleich das wieder versaute Wohnmobil; die Intensivwäsche von gestern hätte ich mir somit sparen können. Wenn sonst nichts schlimmeres passiert, darf ich mal wieder dankbar sein; aber noch ist der stürmische Tag nicht vorbei.
Trotzdem unternehmen wir noch die notwendige Gassirunde an der Felsküste entlang und blicken weiter hinten von oben auf einen menschenleeren Strand.
Typisch italienisch: Hier wurde ein Teil betoniert, weiter hinten und an der Seite hat man den Beton eingespart. Wie praktisch! Als ich zum Womo zurückkomme, hat der Sturm nochmals zugelegt und das Thermometer zeigt 27 Grad. Ich fahre zur nächsten Tankstelle um einen Scheibenwischer zu kaufen. Wer weiß, ob es während der Weiterfahrt wieder zu regnen anfängt. Der Scheibenwischer für den Fahrer hat sein Profil verloren. "Tergicristallo" heißt das Gerät auf italienisch; kann ja kein Mensch aussprechen. Der Tankwart schüttelt den Kopf und verweist mich an die nächste Tankstelle. Jetzt ist es 17 Uhr und noch immer habe ich keinen neuen Scheibenwischer. Geregnet hat es bisher noch nicht, also keine Aufregung.
Ich fahre in den Süden Siziliens, vorbei an der Baustelle der neuen Autobahn. Genauso bot sich uns das Bild vor 2 Jahren; nichts hat sich bisher verändert, auch das Baumaterial liegt noch am Boden. Ob die Mafia hier die Finger im Spiel hat ist zu vermuten. Wissen tun wir es nicht. Weiter in den Süden komme ich durch eine menschenleere Gegend, die ausschließlich durch Landwirtschaft geprägt ist. Es ist schwülwarm und die kurvenreiche Strecke ist nichts für Raser.
Vor der Insel Correnti gibt es einen kleinen Parkplatz, den ich mir zum Übernachten ausgesucht habe.
Ein Tomatenbauer steht mit seinem kleinen Pachino schon bereit. Zwar mag ich Tomaten nicht so sehr gerne, weil es dieses Gemüse auch jeden Tag bei meiner lieben Frau gibt, aber ich möchte ihm zeigen, dass ich gerne Gast in seinem Land bin und auch Tomaten kaufen möchte. Für ein Körbchen habe ich mich nach einer Geschmacksprobe entschieden; 2 Euro, ich gebe ihm einen 5 EURO-Schein. Er kann nur 2,50 EURO zurückgeben. Ich will ihm den 50ziger schenken. Er protestiert lautstark und redet so lange auf mich ein und dann muß ich ein zweites Körbchen mitnehmen.
Manno, das wollte ich doch garnicht; freundliche Menschen sind das hier. Ich hoffe, dass die Tomaten bis Freitag, wenn Rosi wiederkommt, an Geschmack nicht verloren haben.
Dann gönne ich mir eine herzhafte Mahlzeit mit Paprika, Tomaten, Baguette, Buro Tedesco, Käse und einem Glas Rotwein von Adriano.
Die Isola Correntiist eine kleine, heute unbewohnte Insel im Südosten Siziliens auf dem Territorium der Gemeinde Portopalo di Capo Passero. Sie liegt 90 Meter vor einer kleinen, sandigen Halbinsel, dem südlichsten Punkt der Insel Sizilien. Auf der Insel befinden sich die Ruinen einiger verlassener Häuser sowie ein Leuchtturm. Auch das früher dauerhaft bewohnte Wohnhaus der Familie des Leuchtturmwärters, das seit Jahren verlassen ist, ist dem Verfall ausgesetzt. Die Insel wird heute nur noch von Badetouristen aufgesucht, die umliegenden Gewässer werden von Windsurfern genutzt. Durch den starken Wind und die hohen Wellen war es mir nicht möglich auf die Insel zu gelangen.
Aber ein Bild mit Timmy am rauschenden Meer war es mir wert durch den sandigen Weg kurz vor die Insel zu maschieren.
Hier ist ein besonders Wetter: Schwülwarm, hohe Luftfeuchtigkeit, starker Wind, dunkel mit Wolken verhangener Himmel und das rauschende Meer im Hintergrund; wiedermal ein besonderes Erlebnis nach diesem schönen Tag.
Als wir nach 2 Stunden ans Womo zurückkehren, muß ich erstmal den Sand aus meinen Schuhen entfernen um saubernen Fußes ins Wohnzimmer zu treten. Jetzt wird sich ausgeruht. Timmy bekommt sogleich eine große Portion und legt sich zum Nachmittagnickerchen mir zu Füßen. Auch ich bin etwas erledigt, lade den Bericht ins Netz hoch und lege mich ebenfalls in die Horizontale. Wir sind mittlerweile ganz allein hier auf dem Platz und hören nur noch das Rauschen des Meeres.