Auf der Werrabrücke in Creuzburg


     Freitag, 2. September 2022     


In Bad Berka gab es nichts besonderes anzuschauen. Ich hatte tatsächlich bis 9.30 tief und fest geschlafen. Was für ein Geschenk!
Und so fuhr ich um 11 Uhr gemütlich weiter. Die Autobahn füllte sich allmählich schon am Freitagmorgen. Den Stellplatz in Creuzburg hatte ich mir für die letzte Fahrt meiner Reise angesucht. Der Stellplatz, wobei es sich eher um einen runtergekommenen kleinen Campingplatz handelt, liegt kurz hinter Creuzburg. Der Besitzer war zunächst extrem unfreundlich.
"Guten Tag", sagte ich freundlich.
"Haben Sie gebucht?" ohne meinen Morgengruß zu erwidern.
"Nein".
"Der Stellplatz ist voll ausgebucht. Sie müssen sich etwas anderes suchen".
Ich blickte über den Platz, ... gähnende Leer.
"Hier ist doch genug Platz", sagte ich freundlich.
Mürrisch gab er zur Antwort: "Morgen findet auf der Burg ein Musikfestival statt. Es ist alles ausgebucht". Das wird laut.
"Jetzt bin ich extra hierher gekommen, um mir die alte Werrabrücke anzuschauen". Ich zog alle Register und blieb weiterhin freundlich.
"Wenn ich sage Nein, dann heißt das Nein. Brauchen Sie etwas?"
"Wie meinen Sie das?" frage ich nach.
"Wasser, Sanitär..."
"Nö, Strom wäre nicht schlecht, muss aber nicht sein". Sein Starrsinn lockerte sich ein wenig.
"Strom geht garnicht. OK. Name?"



Meine Anmeldung erfolgte und ich rollte auf den fast leeren Platz. Der zunächst unfreundliche Mensch wies mir einen Platz zu und erklärte anschließend, wo der Radweg zur Brücke verläuft; in einem freundlichen Ton. "Geht doch", dachte ich und radelte los an der Burg vorbei, die auf einem Hügel in der Nähe thronte.


Irgendwie kam mir die Brücke bekannt vor. Auch das Flussbett mit dem steinigen Ufer hatte ich schon mal gesehen.



Peng! Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Am 20. September 2020 machten wir mit Alina eine 12 Kilometer lange Bootsfahrt auf der Werra. Hier der Link.



Rechts neben der Werra stehen auch Wohnmobile; ein wenig ärgere ich mich über meinen Auswahl, aber ich hatte mich nun schon angemeldet. Wer weiß, wie der Besitzer reagieren würde, wenn ich seinen schmutzigen Campingplatz wieder verlassen wollte. Ich kam mit einem Camper ins Gespräch, der den gleichen Typ eine Concorde Baujahr 2001 wie wir sein Eigen nennt. Es stellte sich heraus, dass er die gleichen Problemchen hat, wie wir.


Die Geschichte der Brücke
Die Werrabrücke im westthüringischen Creuzburg wurde im Jahr 1223 erbaut und ist die älteste erhaltene Natursteinbrücke in den östlichen Bundesländern. Die Steinbogenbrücke überspannt mit einer Länge von 86 Metern die Werra.
An Stelle einer hölzernen Brücke ließ Landgraf Ludwig IV im Jahr 1223 die Steinbrücke errichten. Das Bauwerk war durch einen Wehrturm am östlichen Brückenkopf gesichert. Die Brücke soll auch mit dem 200 m entfernten „Eisenacher Tor“ der Creuzburger Stadtmauer verbunden gewesen sein.

Schon wenig später entstand am östlichen Ufer unterstromseitig eine hölzerne Kapelle, dem Schutzheiligen Liborius geweiht, die 1499 durch eine im spätgotischen Stil errichtete Liboriuskapelle ersetzt wurde.



Im Jahr 1717 wurde der Brückenturm abgerissen. Von 1747 bis 1752 erfolgten zur Behebung von Hochwasserschäden unter der Leitung von Gottfried Heinrich Krohne umfangreiche Reparatur- und Erneuerungsarbeiten. Anfang des 20. Jahrhunderts war das Bauwerk Teil der Reichsstraße 7. Am 1. April 1945 wurden zwei Bögen der Brücke von der Wehrmacht gesprengt, der Wiederaufbau dauerte bis 1952.

Aufgrund von Einsturzgefahr infolge mangelhaften Unterhalts und wachsender Verkehrslast wurde 1986 ungefähr 100 Meter oberstrom eine neue Werrabrücke aus Spannbeton errichtet, über die die heutige Bundesstraße 7 verläuft.

Die aufwändige Instandsetzung 1992/1993 wurde erforderlich, da bei großen Partien der unterstromseitigen Stirnmauern und der westlichen Gewölbebögen eine ausreichende Standsicherheit nicht mehr vorhanden war. Durch den Einbau von stabilisierenden Betonschalen über den Gewölben konnten die Mauerwerks- und Gewölbeschäden behoben werden. Die Instandsetzung des Sichtmauerwerks erfolgte weitestgehend originalgetreu. Sie steht unter Denkmalschutz.


Ohne Worte.


Der Werra entlang radele ich zurück. Langsam füllt sich der Platz und ich vermute, dass es eine unruhige Nacht geben wird.



Meine Reise geht zu Ende. Froh und dankbar kehre ich morgen wieder zurück zu meiner lieben Frau, die sicher schon voller Sehnsucht auf mich wartet. Dankbar blicke ich zurück. Dankbar meinem Herrn, der mich gut beschützt und noch besser bewahrt hat. DANK SEI GOTT. 
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