Billerbeck und der Graf zu Vischering


     Freitag, 7. Juli 2023     


Der Sturm hat sich gelegt, kühl ist es immernoch gewesen. Auf dem Stellplatz in Rosendahl werde ich bis Samstag wohnen.


Auch andere Camper haben sich hier auf dem kostenlosen Platz niedergelassen; und ich vermute für längere Zeit.
Am Donnerstagmittag ist es immernoch kühl; das hält mich nicht davon ab mit dem Rad nach Billerbeck zu fahren.


Ganz in der Nähe gibt es ein Wasserschloss. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nichts über den Besitzer, geschweige denn über seine Familie. Auch ist das Wetter diesig und ich beschließe am nächsten Tag, das Wetter soll ja besser werden, erneut diesen schönen Ort anzufahren.


Ich radle durch den grünen Blätterwald, die Vögel zwitschern und ich sauge die frische Waldluft ein. Das ist eine Wohltat.



Hier in dieser Gegend gibt es Fahrradstraßen durch die Natur; auch die Richtungen sind bestens beschildert.
Billerbeck ist eine Kleinstadt und gut 25 Kilometer westlich von Münster entfernt. Die Stadt wirkt auf mich etwas trostlos, da sie außer ein paar Kirchen nicht viel zu bieten hat.




Das ist nur mein subjektiver Eindruck, vielleicht habe ich mich auf die vermeintlich anderen Sehenswürdigkeiten nicht gut genug vorbereitet. Wie viele andere Städte, die wir in Deutschland in dieser Größenordnung besucht haben, ist das Bild immer das Gleiche; wenig Menschen und viele Geschäfte stehen leer oder werden kaum reflektiert. Der Domplatz ist heute gesperrt; es werden Dacharbeiten an dem erwürdigen Gebäude vorgenommen, so die Aussage eines Passanten.




Ein altes MAN-Auto fällt mir ins Auge und ich denke an meine Kindheit zurück, wo diese Fahrzeuge das Straßenbild dominierten.


Auf dem Rückweg beobachte ich Rehe auf einer großen eingezäunten Wiese, die sich an den heruntergefallenen Ästen durch den Sturm der letzten Tage erfreuen.



Sie können garnicht aufhören zu futtern, obwohl sie mich aus der Ferne sicher schon längst entdeckt haben. Als ich zurückkomme hat der Wind sich gänzlich gelegt und ich sitze neben dem Womo und lese in dem Buch: DAS WAR DEIN LEBEN!
Heute scheint die Sonne vom blauen Himmel und es wird schnell wärmer. Erneut radel ich zum einen Kilometer entfernten Wasserschloss und lasse die erwürdigen Gemäuer auf mich wirken.



Der Hausherr zeigt bestimmende Regeln auf, wie sich der staunende Besucher zu verhalten hat. Irgendwie macht dieses Schild einen unangenehmen Eindruck auf mich.


Und ja, den Besitzer mit vollständigem Namen: Graf Droste zu Vischering habe ich leider nicht persönlich kennengelernt. Mit Sicherheit hat er einen anderen Umgang, als mit einem No-Name-Bürger, wie ich es bin. Trotzdem habe ich so Einiges von einem Bürger von Darfeld und aus dem Internet erfahren können:
Droste zu Vischering ist der Name eines westfälischen Adelsgeschlechts. Die Droste zu Vischering gehören zum Uradel des Hochstifts Münster und zählen zu den bedeutendsten Familien des Münsterlandes. Gräfliche und freiherrliche Zweige der Familie bestehen bis heute fort. Die Familie von Droste zu Vischering hat heute noch immer ihren Hauptwohnsitz sowie die Generalveraltung in Darfeld. Die Familie wurde 1670 in den Reichsfreiherrenstand und am 03.10.1826 in den preußischen Grafenstand erhoben.
Auf der Wikipedia ist vieles weitere über diese Adelsgeschichte nachzulesen.


Auf der anderen Seite des Sees beobachte ich den Reiher, der sich nicht vom Fleck rührt.




Das Schloss ist nur von dieser Seite aus zu bestaunen. Ich radel auf die Rückseite; hier gibt es nur Felder und Wiesen, was mir sagt, dass das Grundstück immens groß sein muss.


In Darfeld begegne ich später einem Teenager mit vielen Pickeln im Gesicht. Irgendwie tut mir die junge Dame leid und ich verzichte mit Rücksicht auf ein aktuelles Foto. Sie erzählt mir, dass sie im Schloss wohne, da ihr Vater einer der Hausmeister des Grafens sei. Auf weiter Fragen meinerseits bekomme ich keine Antwort; wahrscheinlich ist die Sprachlosigkeit der Pupertät geschultert. Ich verabschiede mich freundlich und radel nach Hause zurück.


Mittlerweise hat die Temperatur die 30 Grad Marke erreicht, und ich lese weiter in meinem Buch der Extraklasse.

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