Samstag, 2. November 2019
Noch nie in meinem Leben habe ich eine Rosenhecke geschnitten; da mußten wir erst nach Petrosino auf Sizilien kommen. Da wir beide uns im Missionswerk nützlich machen wollten, kam Barbara Anfang der Woche mit Gartengerätschaften und einer Schubkarre auf den Hof gefahren.
Der Garten rund um die beiden Ferienhäuser, die im Sommer vermietet sind, ist völlig verwildert. Hohe Unkrautgräser und Pflanzen und ein zugewachsener Brunnen machten auch auf uns keinen guten Eindruck.
Genug Arbeit also für die vergangene Woche. Mit einem großen Kraftakt putze Rosi beide Gebäude; diese hatten schon lange keinen Putzeimer gesehen. Schnell war die Woche mit Arbeit, aber auch kräftigen Gewittern, kleine Radetouren am Meer vorbei. Auch habe ich einen fantastischen Muskelkater durch das ständige Bücken davongetragen. Man ist eben nicht mehr der Jüngste.
Heute fuhren Barbara, Bammet und ich nach Castelvetrano. Jeden Samstag findet dort im Gemeindehaus eine Verteilaktion von Kleidungsstücken und Gebrauchsgegenständen statt, die durch Spenden aus Deutschland und den USA an Hilfsbedürftige weitergegeben werden. Dankbar nahmen die Menschen aus Algerien, dem Sudan, Rumänien und auch Italien die Gegenstände entgegen. Bei der Aufräumaktion im Lager neben der Gemeinde war mir Bammet aus Nigeria eine große Hilfe.
Sie sortierte Kleidungsstücke und Schuhe, während ich größere und schwerere Gegenstänge z.B. Betten, Kleinmöbel, Computer, elektrische Geräte zu etwas mehr Ordnung verhalf. Bammet kam vor ein paar Monaten nach Deutschland, bekam zwei neue Kniegelenke und lebt jetzt in Petrosina. Sie sei aus Nigeria geflohen, weil dort ein mörderischer Krieg herrsche, berichtete sie weiter. Ihr Mann ist im Krieg erschossen worden und ihre große Hoffnung sei, dass ihr 25-jähriger Sohn, der jetzt nach Uganda geflohen ist, bald auch nach Italien nachkommen kann. Stolz, aber mit Tränen in den Augen zeigte sie mir ein Foto von ihm auf Ihrem Handy. Sie ist eine gläubige Christin und hilft ab und zu in der Mission.Auf dem Rückweg nahmen wir, Barbara und ich einige Habseligkeiten von ihr mit. Bammet hat sich ein kleines Häuschen gemietet und verdient ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs. Erschrocken war ich, als ich ihr kleines Refugium betrat. In einem solchen Dreckloch würde man in Deutschland keinen Hund einsperren. Sie bedankte sich vielmals für die Hilfe, die sie auch durch die christliche Gemeinde erhalten hatte. Ihr ständig fröhliches und freundliches Lächeln, trotz ihres schweren Schicksals werde ich nicht vergessen. Immernoch sterben viele Menschen im Mittelmeer auf der Flucht nach Freiheit, die für uns Mitteleuropäer fast schon eine Selbstverständlichkeit geworden ist. Traurig!