Der Italiener Santino Impavidi von Diamante

28. Februar 2017

Gestern sind wir seit Langem mal wieder mit dem Fahrrad gefahren.

Bei Sonnenschein unternahmen wir eine Tour durch das Städtchen Diamante, um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Timmy paßte wie immer aufs Womo auf. 

An der Strandpromenade ruhten wir in der warmen Sonne aus und genossen den Ausblick auf den halbferigen Hafen. Ein Ehepaar kam auf uns zu.. Rosi sagte zu mir: "Das sind bestimmt Deutsche". Als die beiden in unserer Nähe waren sagte der Mann: "Guten Tag" und erklärte uns, dass er gerade zu seiner Frau sagte: "Das sind bestimmt Deutsche." Sehr lustig. Wir kamen ins Gespräch und unterhielten uns weit über eine Stunde. Im Laufe der Unterhaltung stellte sich heraus, dass er, Santino, mit seinem Vater vor über 50 Jahren nach Saarbrücken gezogen war. Dort lernte er Anne kennen und sie betrieben gemeinsam ein gut florierendes Blumengeschäft. Vor einiger Zeit hatten sie sich in Diamante ein Haus gekauft, ohne den Kontakt zu Deutschland ganz aufgegeben zu haben. In Saarlouis besitzen sich an der deutschen Grenze zu Frankreich ein weiteres Domizil, welches sie allerdings in der nächsten Zeit verkaufen wollen. Auch sind sie Wohnmobilisten und hatten früher schon oft Reisen nach Italien unternommen. Wir sprachen über Politik, Donald Trump, den türkischen Diktator, die Merkel, über die Umwelt und alles sonst noch. Nun muß der Leser wissen, dass Santino ein quirliger, schnellsprechender und auch redegewandter Zeitgenosse ist. Wir mußten aufpassen, dass wir seinen Worten im saarländischen, teils witzigen Dialekt folgen konnten. Kurz vor unserer Verabschiedung fragte ich Ihn, da er ja Italiener sei und die Geflogenheiten des Landes kenne, ob er sich mit dem Internet und dem Kauf einer Simkarte auskenne.

Sofort war er dazu bereit, noch am Abend mich vom Campingplatz in seinem Alfa abzuholen, um mit ihm gemeinsam in ein Fachgeschäft, deren Besitzer er kenne, zu fahren. Dort ging es hoch her, viele Kunden hatten sich zu dieser Zeit dort eingefunden. Alles quasselten in einem lauten Italienisch wild durcheinander. Ich hatte nach kurzer Zeit Kopfschmerzen. Santino erklärte dem Chef, was ich wollte und er vertröstete uns auf den heutigen Tag, weil die Einrichtung der Simkarte längere Zeit in Anspruch nähme.

Am Abend erlebten wir noch diesen Sonnenuntergang. Dann sollte heute der Termin um 11 Uhr stattfinden. Santino kam auf den Platz und verwickelte mich sofort in ein Gespräch über Gott und die Welt, um mir dann mitzuteilen, dass der Termin erst um 18 Uhr sei. Rosi verkrümelte sich mit Timmy und ging in einen chinesischen Laden, um eine Lampe zu kaufen. Als sie nach einer Stunde zurückkam, war er immer noch am Platz und wir sprachen gerade wirklich über den Schöpfer, wo er, wie viele andere auch, von einem Schöpfer nichts wissen wollte, weil es ihn nicht gäbe. Merkwürdig für mich: Viele Menschen lehnen Gott ab, obwohl sie sich mit ihm noch garnicht beschäftigt haben. Er verabschiedete sich freundlich und sagte, er sei kurz vor 6 Uhr wieder vorort.

Dann um 18 Uhr: Mit meinem Handy und Laptop im Rucksack wartete ich auf Santino am Eingang vom Stellplatz. Dieser kam auch pünktlich und überfiel mich sofort mit einem Redeschwall von Anwaltsgeschichten und lachenden anderen Geschichten. Im Laden angekommen staunten wir nicht schlecht, dass viele weitere Kunden um Hilfe baten.

Ein Hin und ein Her. Alle brüllten auf italienisch mir unverständliche Sätze ins Ohr. Schon wieder litt ich unter Kopfschmerzen. Santino wurde zappelig, weil er in 10 Minuten einen Termin beim Anwalt wegen seines Hauses hatte. Ich dachte mir: Wenn der jetzt geht, komme ich garnicht mehr zum Ziel, weil die Einheimischen auch hier der englischen Sprache nicht mächtig sind. Wieder ein Hin und her. Der Handyverkäufer kam mit meinem deutschen Gerät nicht zurecht, schaltete um auf die italienische Sprachführung und irgendwie und irgendwann funktionierte es, wobei ich das Gerät erst nach 3 Stunden wieder einschalten solle, bis sich die Technik installiert habe. Santino flitze aus dem Laden mit dem Hinweis, ich solle seine Frau anrufen, er sei auf dem Weg zum Anwalt, und ich verließ den Handyshop, gab noch ein Trinkgeld, total erledigt und hoffe sehr, dass morgen nach dem Einschalten alles zu meiner Zufriedenheit funktioniert. Total erschöpft kam ich am Womo an und mußte erstmal einen Schnaps trinken. Ich frage mich: WARUM MUSS DIE HANDYNUTZUNG IN EUROPA SO SCHWIERIG SEIN. ICH HABE HEUTE SO RICHTIG DIE NASE VOLL DAVON UND BIN TROTZDEM SO FROH, DASS ICH SANTINO IMPAVIDI AN MEINER SEITE HATTE.

Morgen will die freundliche und auch lustige Nervensäge wieder zu uns kommen, um mir die Funktion der Kundennummer zu erklären.

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