7. März 2017
In einer Esso-Werkstatt wurde gestern morgen als erstes das defekte Licht am Womo ausgetauscht. Und wieder einmal war ein Bote Gottes zur Stelle. Ein italienischer Autofahrer, der gerade seinen Wagen getankt hatte, bemerkte sehr schnell, dass ich mit Händen und Füßen meine Bitte dem Chef zu erklären versuchte und sprach mich mit akzentfreiem Deutsch an. Schnell war klar, dass er meinen Part übernahm und auf italienisch meinen Wunsch der defekten Birne dem Chef erklärte. Gino, war in Deutschland geboren und aufgewachsen und ist erst vor kurzem nach Italien wieder zurückgekehrt. Ich bedankte mich freundlich für sein hilfsbereites Verhalten, die Glühbirne wurde ausgetauscht, wir gaben uns die Hand und verabschiedeten uns.
Unsere Fahrt führte nun auf die Autobahn in Richtung Salerno. Vorbei kamen wir an der Ebene des Sele-Flusses, die man auch als Carpaccio bezeichtet.
Auf diesem fruchtbaren Acker- und Weideland leben heute Büffelherden und jeder Kenner weiß: Aus ihrer Milch macht man den besten Mozzarella der Welt. 10 Kilometer hinter Salerno nahmen wir die Ausfahrt nach Pompeji, unser nächstes Ziel. Über die Promobil-App fanden wir schnell einen Stellplatz mitten im Zentrum.
Durch diese enge Einfahrt parken wir im Hinterhof unser Womo direkt neben einem Zitronenbaum.
Nach einer kurzen Ruhepause machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur nahegelegenen Kathedrale.
Ein prunkvolles Bauwerk mitten in Pompeji, allerdings waren wiedermal die Pforten geschlossen. Der Himmel verdunkelte sich sehr schnell und als wir wieder am Womo ankamen, fing es heftig an zu regnen und die Temperaturen gingen schnell nach unten.
Rosi und Timmy schauten noch Fernsehen. Wir waren noch nicht eingeschlafen, da setzte ein heftiges Gewitter mit Sturmböen und Starkregen ein. Aber das war noch nicht alles. Nach kurzer Zeit kamen extreme Hagelschauer dazu, die wir in dieser Lautstärke fast nicht aushalten konnten. Es trommelte auf das Dach, uns wurde uns Angst und Bange. Endlich nach einer Stunde kam das Wetter zur Ruhe und wir auch. Irgendwann in der Nacht sind wir dann endlich eingeschlafen. Mein banger Blick heute morgen auf das Womodach war doch ernüchternd; es hatten sich kleine Dellen gebildet und ich war überrascht, dass das Dach nicht schlimmer aussah. Den ganzen Morgen regnete es weiter, wobei wir uns doch heute die Ausgrabungen ansehen wollten. Gegen Mittag hörte der Regen auf und es waren gefühlte 10 Grad. Etwas unentschlossen machten wir uns nun doch auf den Weg.
Jetzt war auch die Kathedrale geöffnet und wir staunten über die prunkvolle Ausstattung dieses Bauwerks, bestehend aus Blattgoldmosaiken und Marmorsäulen.
Als wir den Eingang des etwa 2 Kilometer entfernten Ausgrabungsort erreichten, fing es wieder heftig an zuregnen. Wer weiß, wann wir wieder einmal hier sein werden, also Augen zu und durch. Wir zahlten den Eintrittspreis und schon waren wir auf dem 45 Hektar großen Gelände.
Der Ursprung der Stadt ist ungewiss. Vermutet wird, dass Ende des 5. Jh vor Chr. Samniter von den Bergen herab sich in der Ebene ausbreiteten, das heutige Kampanien (fruchtbare Ebene). Pompeji zählte ca. 20000 Einwohner. Sie lebten vom Weinbau, Ackerbau und der Herstellung von Wolle. 62 nach Chr. wurde das ganze Vesufgebiet durch ein starkes Erdbeben erschüttert. 17 Jahre später, als der Wiederaufbau noch in vollem Gange war, wurde im Jahre 79 nach Chr. beim plötzlichen Ausbruch des Vesufs die Stadt unter einem Ascheregen und Lava begraben.
Schon 1748 begann man Ausgrabungsarbeiten aufzunehmen, die bis ins 19. Jahrhundert dauerten. In der antiken Stadt wurden ein außerordentlicher Reichtum am Bauwerken, Sulpturen, Malereien und Mosaiken gefunden. Innerhalb der Stadt befanden sich das große Theater, der Tempel des Apollo, das Forum, der Jupiter-Tempel, das Macellum (Markt), die Thermen mit Warm- und Heißwasser. Viele große und kleine Brunnen versorgten die Menschen mit Trinkwasser. Außerdem befanden sich entlang der Straßen viele Geschäfte und Bäckereien mit eigener Mühle. Große Villen und Gartenanlagen zeugten vom Reichtum der Einwohner.
Wir suchten eine bestimmte Wandmalerei und Rosi fragte eine Aufsichtsperson danach. Dieser Herr war so freundlich und schon hatten wir unseren eigenen Fremdenführer an der Hand.
Er zeigte und erklärte uns zahlreiche Räume und Wandgemälde. Das Haus der Lupanare war ein großes Freudenhaus, in dem Sklavinnen aus Griechenland und dem Orient ihre Liebesdienste anboten.
Erotisches Freskogemälde des Priappos, der seinen übergroßen Phallos wiegt.
In der griechischen Mythologie wurde berichtet, dass der junge Gott Narziss sein Spiegelbild oft im Wasser anschaute, bis er eines Tages zu nahe an die Wasseroberfläche trat und hineinstürzte, dabei sein Leben verlor. Die Wandmalereien zeugen davon, welche Liebesspiele man ausführen konnte. Die Preise waren an der Tür angeschrieben. Diese "Bordellos" befanden sich in fast jedem wohlhabenden Hause und waren für die Bewohner eine Selbstverständlichkeit.
Die Pflastersteine sind im Originalzustand und wurden mit großen Steinen als Übergang versehen, da die Straßen auch als Abfluss von Abfall und Fäkalien dienten.
Im Garten eines Hauses wurden Bewohner gefunden, die durch einen Lichtschacht fliehen wollten, aber im Ascheregen erstickten. Die Archäologen gossen die Hohlräume der Körper mit Gips aus, um sie zu erhalten. Nach all diesen Sehenswürdigkeiten waren wir ziemlich erledigt und bedankten uns, natürlich auch mit einem Trinkgeld herzlich bei unserem persönlichen Fremdenführer und gingen mit müden Füßen zurück zum Womo. Zwischenzeitlich hatte es immer mal wieder geregnet; aber dieser Ausflug hatte sich rückwirkend sehr gelohnt. Timmy empfing uns freudig und durfte fröhlich in dem großen Garten herumtoben. Ein ereignisreicher Tag ging zu Ende.