Die imposante Burganlage von Methoni

9. Juni 2018

Die letzten zwei Tage haben wir fast nur gelesen. Rosi war gefangen in einem Roman von Donna Leon und ich hatte einen fast fünfhundertseitigen Kriminalroman mit dem Titel: Die Akte Rosenherz von Jan Segers nicht mehr aus der Hand legen können und gestern Abend war dieser Rausch endlich vorbei, um mich auch anderen Dingen zu widmen und wieder unser Tagebuch mit Berichten zu füllen. Gestern gab es hier in der Bucht auch noch einen heftigen Sandsturm, da war an andere Aktivitäten auch nicht zu denken.


Gleich bei der Ankunft gesellte sich dieser halsbandlose Hund zu uns und machte es sich erstmal so richtig gemütlich. Er wich uns zeitweise nicht mehr von den Fersen.

Gingen wir in die Dusche, er hinterher. Ging ich zum Mülleimer, er hinterher. Gingen wir baden, er hinterher. Ein Ehepaar am Strand war der Meinung, der Vierbeiner gehöre zu uns. Als wir beide im Wasser waren, legte er sich gemütlich zu der Frau mit auf die Strandliege. Von weitem hörten wir nur noch ihr Lachen. Sicher ein liebes treues Tier, aber mit der Zeit ging und auch heute noch geht er uns ziemlich auf die Nerven.

Timmy's Begeisterung hält sich eher in Grenzen; Freunde werden die beiden sicher nicht, weil der Größere ständig auf unserem Teppich liegt und sich nicht von der Stelle rührt. Gestern hat der Flegel einen meiner Schuhe geklaut und ist damit an den Strand geflitzt. Frechheit! Heute morgen um 5 Uhr fing er vor unserem Womo heftig an zu bellen, nach dem Motto: "Es ist hell, steht endlich auf, damit ich nicht so alleine bin." Mein Schlaf war somit vorbei.
Als wir am Dienstag hier auf den Campingplatz fuhren, kamen wir hoch in den Bergen an einem Atelier mit dem sonderbaren Schornstein vorbei. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt mit dem Radl diese Strecke nochmals zurückzufahren, um mir das Bauwerk aus der Nähe anzuschauen.

Steil, sehr steil ging die Straße nach oben; im Wohnmobil hat man für Steigung und Gefälle ein völlig anderes Gefühl. Ich kam ganz schön ins Schwitzen und mußte immer wieder eine Pause einlegen. Naßgeschwitzt kam ich an dem außergewöhnlichen Haus an.

Ein Auto stand vor der Tür. In einem Gespräch mit dem Mann stellte sich heraus, dass er der Künstler höchstpersönlich war.

Er erzählte mir, dass er Franzose sei, in Avignon geboren, sein Studium mit 20 abgebrochen und anschließend in der Karibik ein ähnliches Atelier eröffnet habe. Dann zog es ihn wieder nach Europa. Vor 20 Jahren habe er dieses Atelier hoch über dem Meer in den Bergen selbst geplant und gebaut.

Sichtlich stolz zeigte er mir seine Werke von Skulpturen, Bildern und zahlreichen ausgefallenen Tonkrügen, die er auch hier in der eigenen Werkstatt herstellt hatte. Jetzt sei er 70 Jahre alt und wolle sein Atelier veräußern, da er sich selbst hier auf Griechenland zur Ruhe setzen wolle.

Ich verabschiedete mich freundlich, wünschte im alles Gute und Erfolg beim Verkauf und rollte langsam die hügelige Landschaft wieder hinunter zum Meer. Ein außergewöhnlicher Zeitgenosse.


Zurück am Wohnmobil hatte sich zwischenzeitlich ein weiterer Camper neben uns gesellt. Er achtet sehr rücksichtsvoll darauf, dass wir immer noch die Burganlage übers Meer im Blick hatten.

Der Holländer hat seinen Camper 1975 selbst gebaut; ich sah ihm an, dass er ein stolzer Wohnmobilist war und mit einem solchen Oldtimer durch Griechenland zu tuckern. Denn mit einem 4,5-Tonner und 70PS unter der Motorhaube aus dem Hause Ford ist ein Vorankommen, vorallem hier an den steilen Bergen eher nur langsam möglich.

Besonders niedlich empfand ich die Wäscheleine über der Motorhaube. Als seine Ehefrau und er heute morgen den Platz verließen, erlaubte er uns einen Blick in sein auch innen sehr gemütlich wirkendes Unikat. Wir winketen uns zu und langsam fuhr sein rollendes Wohnzimmer die Straße weiter in Richtung Koroni.
Viel hatten wir gelesen, dennoch reichte die Zeit auch wiedermal für einen kürzeren Haarschnitt, damit wir es hier in der Hitze besser aushalten können.

Die Frisörin machte auf uns beide einen sehr sturen Eindruck, kein Lächeln, nix. Aber mit ihrer Dienstleistung waren wir sehr zufrieden; zu dem Preis von 10 EUR pro Nase erhielt sie ein saftiges Trinkgeld.
Wissenswertes über die Burganlage von Methoni habe ich am Mittwoch schon geschrieben. Heute morgen war es dann soweit, und wir radelten zu der wohl großartigsten und weitläufigsten Befestigungsanlage der Peloponnes.

Fast jede Blickrichtung der Anlage war ein Fotomotiv wert. Dieser Viadukt führte zum Eingangstor auf das große Areal.

Am Ende eines großen verwilderten Parkes steht dieses Bauwerk umgeben von Felsen und dem kristallkaren Meer, wo wir bis auf den Grund schauen konnten.

Auch besuchten wir eine kleine orthodoxe Kapelle, die sich innerhalb des Areals befand.

Nie zuvor hatten wir gelben Klatschmohn gesehen; hier auf dieser Landzunge wächst er sehr ausgiebig.

Über den Viadukt fuhren wir wieder zurück, da die Mittagssonne ihre Hitze in großen Mengen über uns ausgoß.
Neben uns parkte am Nachmittag ein riesiges Wohnmobil. Schlagartig waren die Aussicht aufs Meer und die Burg Geschichte und jetzt stehen wir vor einer großen weißen Wand, wenn wir unter der Markise sitzen. Das hat aber auch den Vorteil, dass die Nachmittagssonne nicht mehr so heftig auf unser Wohnmobil brezzelt. Die Besitzer sind ein nettes Ehepaar aus Essen, die hier auf dem Platz bis September bleiben wollen.

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