Die letzten Wochen auf Piccadilly

3. April 2018

Seit Samstag, 31. März sind wir wieder zurück auf unserem "alten" Platz in Donnalucata. Adriano hatte unseren Wohnmobilstellplatz reserviert, auf dem wir schon einige Monate stehen konnten. Irgendwie hatten wir beide ein sehr gutes Gefühl wieder dort am Meer zu sein, wo wir uns von Anfang an wohlgefühlt hatten, Weihnachten feiern durften und das Neue Jahr mit bleibenden Erinnerungen beginnen konnten. Mittlerweile ist es auch hier wärmer geworden, und so konnten wir gestern auch unser Vorzelt wieder aufbauen. Jetzt wollen wir hier bis Anfang Mai bleiben, bis wir wieder auf dem  italienische Festland weiterfahren werden.

Gerd aus Plön, den wir am 5. Januar verabschiedet hatten, ist auch wieder aus Deutschland zurück und hat die weite Fahrt von 3000 Kilometer auf sich genommen, um hier die nächsten Monate zu verbringen. Der 78ig-jährige war so beeindruckt von unserem aufblasbaren Zelt, dass er sich in Plön das gleiche, allerdings eine Nummer breiter gekauft hat. Voller Stolz präsentierte es uns seine Neuanschaffung.

Auch die Angler konnten wir wieder bewundern, wie sie stundenlang aufs Meer schauen und von einem dicken Fisch an der Angel träumen.

Aber was war das? Auf dem Fluß, der hier in der Nähe durch das Schilf ins Meer mündet und im Hinterland fast ausgetrocknet ist, schwamm eine große, weiß zugeschnürte Kiste.

Auf dem sargähnlichen Objekt stand ein blauer Plastikkanister (Benzin?). Jetzt könnte man tatsächlich vermuten, dass irgendwo eine Leiche, wir sind ja hier auf Sizilien nicht fachmännisch entsorgt worden ist oder der/die Täter durch Starkregen ihr Vorhaben zwangsläufig beenden mußten und ihren schon schwimmenden Sarg auf dem Wasser sich selbst überlassen hatten. Wer weiß das schon? Sofort mußte ich an meinen Freund Reto denken, der in seinem Reiseblog ähnliches berichtet: "Plötzlich liegt ein Knochen auf der Fahrbahn. Dazu fallen uns natürlich sofort ein paar Albereien ein. Einige Meter weiter sehen wir am Strassenrand einen Leichensack. Uns ist jetzt nicht mehr nach rumalbern zumute. Auch die Anti-Mafia-Parole, die an eine Wand gesprayt ist, wirkt bedrückend. Wir sind mitten im Mafia-Gebiet, Leichensack und Knochen vermutlich eine Botschaft. Uns überfällt ein mulmiges Gefühl und wir sind froh, nicht hier wohnen zu müssen." Schmunzeln mußten wir beide über seine Berichterstattung zu diesem Thema.

Weiter oberhalb am Strand fanden wir eine ähnliche, aber stark demolierte Kiste, die aus einzelnen Styroporteilen mit Löchern zu einem äußerlich gleichen Gebilde zusammengeschnürt war.

Entlang der Schnur und in den Löchern befanden sich viele Muscheln, deren Innenleben durch die Sonneneinstrahlung abgestorben war.

Ob es sich hierbei um ein selbstgebautes Muschelfanggerät handelt oder diese Konstruktion ursprünglich eine völlig andere Funktion hatte, konnten wir nicht herausfinden. Auch der erste Fund bleibt für uns rätselhaft und ohne sinnvolle Erklärung.

Langsam beendete die tiefliegende Sonne wieder einen Tag, (ja, ich weiß, die Erde dreht sich um die Sonne) und die letzten Sonnenstrahlen tauchten die felsige mit Sträuchern bedeckte Steilküste in ein farbig buntes Pflanzenmeer ein.

Und hinter meinem Rücken verschwand der Feuerball allmählich am gelblichen Horizont und der Himmel zeigte sich in außergewöhnlicher Farbenpracht. Ein grandioses Schauspiel! 

Mitte Mai hatte ich mir das Schienbein verletzt und die tiefe Wunde will nicht so richtig heilen. Obwohl meine Krankenschwester die beste ist, geht der Heilungsprozess nur langsam voran. Salvatore schwört auf ein altes Hausmittel der Sizilianer, und da ich auch schon so ein halber bin, versuche ich die medizinische Versorgung hiermit zu beschleunigen.

Ein Kaktusblatt wird aufgeschnitten und die feuchtklebrige Innenschicht auf die Wunde gelegt.

Jetzt liege ich da, lese und warte auf Besserung. Apropos Lesen.

Susanne hat mir heute per Whatup diesen Zeitungsausschnitt der Bildzeitung geschickt. "Warum Ostern mein Leben gerettet hat". Daniel Böcking, stellvertretender Chefredakteur der Bildzeitung outet sich in diesem lesenswerten Artikel als Christ. Ich bin beeindruckt! Bei Google erfahre ich, dass er auch ein Buch geschrieben hat mit dem Titel: "Ein bisschen Glauben gibt es nicht". Das E-Book habe ich mir gleich auf mein Reader geladen, lese es jetzt und freue mich, wenn das Kaktusblatt meine körperlich Wunde heilt. Meine Seele ist seit nunmehr 13 Jahren geheilt. GOTT SEI DANK.

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