2. September 2017
In der letzten Nacht habe ich auf dem Sofa im Wohnzimmer sehr unruhig geschlafen, denn schon lange freute ich mich auf diesen Tag. Am 26. Februar 2016 haben mir Rosi und Michael ein neues Zuhause in Unterbreizbach geschenkt. Nach einem langen Überlebenskampf in Rumänien und einer kurzen Eingewöhnungszeit im Tierheim Alsfeld habe ich damit den Hauptgewinn gezogen. In meinem neuen Zuhause fühle ich mich sauwohl, bekomme jeden Tag genug zu fressen und zu saufen, gehe oft draußen spazieren, belle auch gerne Tiere aller Art an, die mich in einem rechteckigen Kasten im Wohnzimmer an der Wand auf die Nerven gehen und verstehe mich gut mit meinem Nachbarn Mogli, der schon länger hier in dem Haus wohnt. Jetzt habe ich mich etwas verzettelt; ich wollte ja was völlig anderes erzählen.
Heute besuchten wir auf einem Sommerfest zum ersten Mal meine alten Kollegen aus dem Tierheim, die mit mir zusammen aus Rumänien nach Deutschland gekommen sind. Ich erinnere mich noch sehr gut. Das waren allesamt auch so arme Schweine wie ich. Hoffentlich haben die jetzt auch ein schöneres Leben als früher. Ich konnte es kaum abwarten, bis wir endlich einen Parkplatz gefunden hatten. Ich kann mich noch sehr gut an die Umgebung erinnern.
Aber was war das? Rosi steuerte gleich mit mir auf einen Verkaufsstand zu, der seltsame große Kisten im Angebot hatte. Schnell war mir klar, worum es hierbei gehen sollte.
Wenn wir mit dem Wohnmobil wieder unterwegs sein werden, muss ich wahrscheinlich in einem solchen Kasten auf der langen Fahrt nach Italien sitzen. Bisher habe ich immer vorne bei der Rosi auf dem Boden gesessen und gehofft, dass wir bald am Ziel sind.
Naja, ich mache mal einen Versuch, ob ich mich darin wohlfühle. Vielleicht übe ich zu Hause noch ein wenig, damit die Investition sich für Rosi auch gelohnt hat. Schlecht ist die Kiste ja nicht, da habe ich auch meine Ruhe. Aber eine ungewohnte Umgebung für mich kleinen Kerl ist sie schon.
Hier meldet mich Rosi für den Mischlingswettbewerb an. Ich bin sehr gespannt und total aufgeregt. Wir haben die Nummer 15;
also noch genügend Zeit, bis ich dann auch auf dieser Bühne stehen darf. Es gibt insgesamt 28 Teilnehmer, die sich hier präsentieren sollen. Da kann ich ja schon vorher mal gucken, was meine anderen Freunde so alles anstellen, wenn sie im Rampenlicht stehen.
Aber zunächst hält der Frank Weber (Bild) von dem Fernsehsender Vox einen Vortrag. Ich höre aufmerksam zu. Andere Kameraden machen einen schrecklichen Krach, aber das stört mich nicht. Frank berichtet von Rumänien, wie schlecht es den anderen Hunden geht. Und auch darüber, dass es in unserer schnelllebigen Zeit immer weniger Hundefreunde gibt, die sich für in Not geratene Tiere einsetzen. Hier kannst Du nachlesen, was der so alles für uns macht. Das macht mich auch traurig, bin aber gleichzeitig dankbar, dass mich die Hartmanns aufgenommen haben. Nach der Ansprache schlagen alle anwesenden Menschen beide Hände zusammen; was das soll, verstehe ich nicht.
Der Frank ist auch Teil einer 4-köpfigen Jury, die uns nach unserem Auftritt auf der Bühne bewerten soll. Meine Aufregung steigt; in der Öffentlichkeit zu stehen ist eigentlich nicht so mein Ding, aber die Rosi wollte es ja so. Und fast immer höre ich zu, wenn sie etwas von mir will. Aber manchmal geht sie mir auch auf die Nerven. Heute jedoch gehorche ich, weil sie mir schon soviel Gutes getan hat.
Mit bei der Jury ist auch die Franziska Knabenreich. Ich erinnere mich noch sehr gut an diese junge Frau. Bevor ich nach Unterbreizbach umgezogen bin, hatte sie mir damals noch mein Fell geschnitten, damit ich auch ordentlich aussehe. Sie konnte sich auch noch sehr gut an mich erinnern; somit weiß ich heute, dass ich bei ihr und vielleicht auch bei anderen Zeitgenossen einen guten Eindruck hinterlassen habe. Das freut mich sehr!
Die Rosi hat sich noch eine ganze Zeit mit ihr unterhalten. Ihre Hose ist an den Knien völlig zerschlissen. Vielleicht verdient sie zu wenig mit uns Hunden und kann sich keine neue Hose kaufen. Das tut mir irgendwie sehr leid, gerade deswegen, weil sie immer lacht und so nett ist. Auch hier kannst Du lesen, was sie sonst noch so alles drauf hat. Eine super Frau!
Und dann gings los; die ersten alten Bekannten von mir kamen auf die Bühne. Es hat mich sehr beeindruckt, was die alles schon so gelernt hatten.
Aber, denke ich mir, ich kann auch hören, wenn ich es will. Ich wurde wieder ruhiger und schaute mir die Kandidaten bis zur Nr. 14 in Ruhe an. Dann waren wir an der Reihe.
Während Rosi ein bißchen über mich erzählte, machte ich artig Sitz und auch Platz und schon war meine Vorführung beendet.
Wieder schlagen die Menschen die Hände mit großem Lärm gegeneinander und ich war froh, als die Show zu Ende war. Ich habe mein Bestes gegeben, ins Publikum gegrinst und das war's.
Am Schluss steht die Jury auf der Bühne und verkündet den Sieger der Veranstaltung.
Hier ist der Gewinner des ersten Preises.
Der hat tatsächlich aufs Wort gehört und machte das, was man ihm sagte und legte sich sogar auf Komando zum Schlafen auf den Boden. Er hat wirklich den Preis verdient, dachte ich mir. Aber Dabeisein ist alles, und damit war auch ich zufrieden.
Sogar eine Urkunde und einen Ball habe ich bekommen, sozusagen als Trostpreis. Ist doch was, oder?
Anschließend habe ich mir noch die anderen Kerle angeschaut, auch mit ihnen gespielt und an dem einen oder anderen rumgeschnüffelt. Einer fing gleich an zu bellen, dem habe ich gleich gezeigt, wer hier der Herr im Haus ist. Alles in Allem war es ein toller Tag für mich, ich habe viel gesehen, erlebt und auch verstanden, was ich keinem verraten werde.
Mit diesen Bildern verabschiede ich mich für heute. Auf der Heimfahrt bin ich im Auto sofort eingeschlafen, so kaputt war ich. Als wir endlich zu Hause waren, schlug ich mir erstmal den Bauch voll und machte es mir auf dem Sofa gemütlich. Jetzt schlafe ich tief und fest.