Mittwoch, 14. Oktober 2020
„Nichts ist so beständig, wie der Wandel“! sagte einst Dr. Schmitt, mein Chef bei der Fuldaer Zeitung. Und der Mann hatte Recht mit seiner brutalen Feststellung. Seine Aussage ist jetzt über 20 Jahre her und bestätigt sich bis heute immer wieder. Was hat sich nicht alles schon verändert. Manches zum Positiven, aber vieles zum Negativen. Oder man kann es auch umgedreht sagen; das passt auch. Und die Veränderungen sind rasant. Auch vor 20 Jahren habe ich meiner Frau immer wieder gebetsmühlenartig erklärt, dass auch wir in unserem Alltag dran bleiben müssen ... an diesen Veränderungen. Rückblickend denke ich heute, dass zumindestens dieser Weg einer von den richtigen war.
Von Digitalisierung ist in den Medien permanent die Rede. Ich kann diese Horrorbezeichnung allmählich nicht mehr hören. Es klingt so bedrohlich, vielleicht sogar mystisch, macht mir auch ausschließlich für die jüngere Generation irgendwie Angst. Ich bin 65 Jahre alt; wovor sollte ich mich noch fürchten. Gott sagt: „Ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt Ende“. Also, wovor sollte ich noch Angst haben; als Christ bin ich gut aufgehoben. Trotzdem: diese ständigen Veränderungen in so vielen Bereichen stinken mir ganz schön. Als Jugendlicher hätte ich mich niemals getraut einen 40-jährigen zu duzend. Es stinkt mir heute einfach, dass jeder Schnösel mich mit „Du“ anquatscht; sogar auch in Geschäften oder Arztpraxen. Wo bleibt da die Wertschätzung? Aber ich wollte auf etwas anderes hinaus. Digitalisierung haben wir doch schon in vielen Bereichen. Heute kann ich nicht mehr meinen Müllkalender auf der Gemeinde abholen, sondern muss auf der Homepage des Bürgermeisters lange suchen, bis ich den Downloadknopf gefunden habe, um endlich für das ganze Jahr zu wissen, wann mein Müll abgeholt wird. Vier Tonnen hat jeder Bewohner hier im Haus. 12 Wohnparteien mal vier, macht zusammen 48 Tonnen nur für einen kleinen Wohnblock. Der Wahnsinn! Ich frage mich natürlich nur, was macht die internetlose Oma mit ihrem Müll? Verrückte Welt. Oder hat das nix mit Digitalisierung zu tun. Mein Handy oder heute sagt man, mein Smartphone ist bestimmt schon 7 oder 8 Jahre alt, wenn nicht sogar älter. Immermal wieder aktualisiert sich irgendeine Software von ganz alleine und peng, das Display sieht anders aus, als zuvor. So what! Ich habe mich daran gewöhnt; trotzdem bin ich wütend, dass Profilbilder bei WhatsApp, die vorher eckig dargestellt waren, jetzt auf einmal rund sind. So eine Scheiße, denke ich mir, aber ich kann es nicht ändern. Auf der Homepage meiner Hausbank ändert sich permanent etwas und so langsam verliere ich den Überblick. Versicherungsseiten sind nur noch mit einem Loggin zu erreichen, damit der Kunde immer auf dem neusten Stand bleibt. Als ich vor einem Jahr meinen neuen Laptop stolz aus dem Geschäft trage, gehört dieser an der Ausgangstür schon zum alten Eisen. Ständig bekomme ich Hinweise, dass der Browser nicht mehr aktuell ist. Windows 10 ist vorinstalliert; Windows 7 war 10mal besser. Wenn ich an meine verstorbenen Eltern zurückdenke, so ist zu befürchten, dass sie sich in der heutigen Welt nicht mehr zurechtfinden würden. Eigentlich wollten wir, meine Frau und ich an den Veränderungen teilhaben, aber diesen Geschwindigkeiten halten wir Alten zunehmend nicht mehr Stand. Ich selbst merke, dass ich vieles in der digitalen Welt nicht mehr verstehe. Und jetzt kommt der Knaller. Der Anbieter dieser kostenpflichtigen Homepage im Netz, wo ich seit fast 10 Jahren angemeldet bin, hat von heute auf morgen den kompletten Editor verändert. Zum Verständnis für den Laien: Bevor die Texte und Bilder hochgeladen und für den Leser in dem von mir ausgewählten Layout sichtbar werden, müssen die Bausteine und Elemente in diesem Editor gestaltet werden. Und dieser hat sich komplett verändert, sodaß ich nicht mehr auf die alte Gestaltung zurückgreifen kann. Selbst alte Seiten, die ich in dem neuen Editor aufrufe, sehen nun völlig anders aus. Ich bin mehr als stinksauer. Auf meine Beschwerdemails keine Reaktion, Telefon gibt es nicht, ich bin völlig niedergeschlagen. An diesem Text hier und heute habe ich schon den ganzen Tag gebastelt. Auch in der Vergangenheit wurden Veränderungen in der Software generiert, die altbewährte Einstellungen zu Nichte gemacht haben. Wenn ich nur wüßte, wie ich mit dieser Seite umziehen könnte? Hat jemand einen Tipp? Nichts ist so beständig, wie der Wandel. Mir ist schlecht!