22. Juli 2018
Quer durch den Spessart führte uns unsere Reise heute morgen weiter nach Alsfeld im Vogelsbergkreis. Bewußt haben wir die Autobahn gemieden und sind gemütlich durch die schöne Landschaft Deutschlands über Lohr am Main, Frammersbach, Steinau an der Straße, Nieder-Mooser See und Lauterbach bis nach Alsfeld gefahren, wo wir gleich den am Stadtrand gelegenen Stellplatz ansteuerten. Nach einem guten Kaffee mit einem Teilchen konnten wir in 300m Entfernung zur historische Altstadt zu Fuß gehen; eine Wohltat nach dem langen Sitzen im Womo. Dunkle Wolken zeigten sich am Himmel, aber zum Glück kamen keine Wassertropfen von oben.
Zunächst führte uns der Weg über das Flüsschen Eifra, wo sich gerade ein Reiher ein ruhiges Plätzchen im kalten Wasser sicherte. Alsfeld liegt im Nordteil des Vogelsbergkreises am Südwestrand des Knüllgebirges, am Westhang des Alsfelder Beckens. Die Stadt befindet sich westlich der Mündung der Eifa in den Oberlauf der Schwalm. Die nächsten größeren Städte sind Bad Hersfeld, etwa 39 km im Osten, Fulda, ungefähr 44 km im Südosten, Gießen, zirka 52 km im Westen und Marburg, etwa 43 km im Nordwesten gelegen.
Noch nie zuvor war ich in der Innenstadt von Alsfeld, obwohl wir ca. 50 km entfernt wohnen. Weit über 100 Fachwerkhäuser, die in den letzten Jahren restauriert und modernisiert worden sind, bilden den Kern der hessischen Stadt. Das Rathaus steht im Mittelpunkt am Marktplatz.
Am Rathaus hängt diese Gedenktafel der Stadt Alsfeld.
„Über 5000 heimatvertriebene Deutsche aus dem Sudetenland, aus Schlesien, Ostpreußen, Pommern und aus den Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa sowie Flüchtlinge aus Mitteldeutschland fanden nach dem Zweiten Weltkrieg in Alsfeld und seinen Ortsteilen Zuflucht und zweite Heimat. Sie und ihre Nachkommen haben großen Anteil an der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung unserer Stadt.“
Wir sollten darüber nachdenken, dass in unserer Zeit z.B. 2015 auch Flüchtlinge zu uns kommen, die Zuflucht suchen und auch auf eine zweite Heimat hofften und hoffen. Damals gab es auch Wege zur Eingliederung für unsere Eltern fremde Menschen. Diese Gedenktafel hat uns sehr nachdenklich gemacht.
Der Pranger, ein Schandpfahl war ein Strafwerkzeug in Form einer Säule, eines Holzpfostens oder wie hier zu sehen an einem Haus, an denen ein Verurteilter gefesselt und öffentlich vorgeführt wurde. Zunächst Folter-Werkzeug und Stätte der Prügelstrafe, erlangten Pranger ab dem 13. Jahrhundert weite Verbreitung zur Vollstreckung von Ehrenstrafen. Der Pranger diente den Städten auch als äußeres Zeichen der Gerichtsbarkeit. Was können wir dankbar sein, dass wir heute in einer besseren Zeit leben dürfen.
Wir schlenderten durch die Stadt und bestaunten Kurioses und liebevoll hergerichtete Fensterdekorationen. Nach 2 Stunden beendeten wir unseren Stadtrundgang; uns schmerzten die Füße.
"Maultaschen überbacken mit Käse und Eiern", eines meiner Lieblingsgerichte. Wir saßen draußen vor dem Womo bei der letzten Flasche Rotwein aus Sizilien, die Rosi zu meiner Überraschung für den heutigen, letzten Tag aufgehoben hatte. Sie ist eben immer für eine Überraschung gut. Nicht nur deswegen, aber auch deswegen liebe ich sie.
Wir hatten noch nicht aufgegessen, da gesellte sich dieser 85-jährige Mann zu uns. Selbstverständlich bot ich ihm ein Schlückchen von unserem guten Wein an. Er wohne hier in Alsfeld, lebe getrennt von seiner Frau und gehe immer mal wieder über diesen Stellplatz, um mit Wohnmobilisten aus ganz Europa ins Gespräch zu kommen. Jede Woche besuche er auch seine Frau und freue sich, dass sie diese Lebensform für sich so gewählt haben. (Für uns beide auch für das Alter nicht nachvollziehbar.) Auf uns machte er einen sehr aufgeräumten und geistig fiten Eindruck. Auf die Frage, ob er an Gott glaube, gab der uns eine eindeutige Antwort. Selbstverständlich! Und da er Schwabe sei, die sind ja bekanntlich geizig, bete er am Abend eine Dankgebet für den vergangenen Tag und gleichzeitig für den kommenden Tag. Dann brauche er nicht zweimal zu beten. Wie sagte meine Oma immer: Der liebe Gott hat einen großen Tiergarten und jeder ist anders. (So ähnlich, da kam noch was mit Kamelen, ich weiß nicht mehr so richtig.) In diesem Sinne bedanken wir uns sehr bei unserem Schöpfer für die letzten 9 Monate und 28 Tage!!!