Schloss Altenstein in Bad Liebenstein

Donnerstag, 29. Oktober 2020

Die Straße nach Bad Liebenstein verläuft zum Großteil parallel zur Werra, durch Dorndorf, Merkers und Tiefenort. 


Hier in Tiefenort muss Timmy sein Geschäft erledigen, und ich gehe entlang des Flusses, wo mir ein scharfer Wind entgegenbläst.


Dem Schwan scheint das kalte Wasser völlig egal zu sein, denn er schwimmt gemächlich auf das gegenüberliegende Ufer der Werra zu.

Am Straßenrand steht ein Auto vom Pflegedienst, auf dessen Rückseite mir der Spruch doch sehr zynisch vorkommt.

Aber in der heutigen Zeit ist eben vieles anders; ich kann darüber jedenfalls nicht lachen.


Etwa 20 Kilometer weiter östlich genieße ich von hier oben den traumhaften Blick in den Thüringer Wald. Zwar ist es durch den starken Wind ziemlich kalt, aber ich gehe mit Timmy eine längere Runde; es tut uns beiden gut.



Nach einer knappen halben Stunde habe ich mein heutiges Ziel erreicht: Ich stehe vor dem pompösen Eingang des Schlosses Altenstein. Nur wenige Besucher haben sich heute hier auf den Weg gemacht. Während Timmy sich im Auto ausruht, marschiere ich durch das hohe Tor in den prächtigen Schlossgarten. 



Zahlreiche Kakteen erinnern mich sofort an Süditalien. Der Weg führt etwas bergab und dann liegt das Schloss hinter dem lauten Springbrunnen vor mir. Einmalig! 





Schloss Altenstein, in den Jahren 1888 bis 1890 an Stelle eines schlichten barocken Vorgängerbaus aus dem Jahre 1736 errichtet, ist das letzte große Bauvorhaben, dass Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen verwirklichte. Es entstand ein historisches Schlossgebäude nach englischen Vorbildern auf einem Gelände von 160 Hektar. Von dieser Seite ähnelt das Schloss dem Schlossgebäude in Meinhard, wo wir im letzten Jahrhundert geheiratet haben. Meine Gedanken gehen über 20 Jahre zurück in die Vergangenheit. 


Ich komme mir schon vor, wie der Schlossherr persönlich. Plötzlich wird es ruhig, der Wind hatte sich gelegt und das brausende Geräusch der Wasserfontäne verstummt. Der Springbrunnen wurde abgeschaltet.Gegenwärtig wird das Schloss in Regie der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten restauriert.




Das Dach ist wieder farb- und fassadengetreu gedeckt, doch gibt es noch vieles zu tun. 


Entsprechend den finanziellen Möglichkeiten durch das Land Thüringen wird die Restaurierung äußerlich noch einige Jahre dauern und als Nutzungsvariante wird gegenwärtig der Ausbau zu einem Regionalmuseum des Wartburgkreises favorisiert.





Zum Bonifatius-Felsen muß ich die steilen Stufen erklimmen, werde aber sofort mit diesem herrlichen Blick auf das grandiose Bauwerk belohnt.





Auf dem Rückweg mache ich einen kurzen Zwischenstopp in Bad Liebenstein und stehe hier vor dem historischen Postgebäude von 1895.


Vor dem alten Gebäude steht ein altes Auto. Zunächst denke ich, es handelt sich um einen alten Mercedes. Weit gefehlt! Ein Wartburg 311 des Automobilwerks Eisenach mit Dreizylinder-Zweitaktmotor, der von 1955 bis 1965 gebaut wurde.


Irgendwie passt das Auto zu der Post und dem alten Briefkasten. 


Gerne tauche ich in Zeiten mit Vergangenheit ein, wo Autos, Häuser und Schlösser noch eine andere Wertigkeit hatten, als heute.