Tiptorro - Sportwetten von Herrn Halef Sis


     Mittwoch, 17. August 2022     


Der Titel mutet seltsam an. Aber bitte abwarten und nicht weiterscrollen.

Für heute hatte ich eigentlich eine Tour in den Norden an einen Baggersee vorgesehen. Da ich allerdings eine neue Gasflasche benötige, wollte ich sicher gehen, dass man mir beim Toom-Markt in Bebra meine leere Flasche eintauschen wird. Also, Planänderung und ab nach Bebra an der Fulda entlang.


Dieser Weg entpuppte sich auch als ein sehr schöner Fahrradweg.


Ein großes Zirkuszelt am Wegesrand ließen bei mir Gedanken an den ärmlichen Zirkus in Motzfeld aufkommen. Ob dort die Gemeinde immernoch die Anwesenheit der Zirkusfamilie duldet? Wir wissen es nicht.


Ein Stück weiter treffe ich auch Berthold und Ron. Man könnte meinen, es handele sich hierbei um Vater und Sohn. Weitgefehlt, wie mir der stolze Besitzer erklärt. Der kleine Ron sei schon lange ausgewachsen und der Große, wie er ihn nannte, sei eine völlig andere Rasse und schon garnicht der Vater.


Als der Mann mir den Namen der Rassen verriet, hatte ich Rassenamen gehört und sogleich wieder vergessen. Zur Begrüßung streckt Berthold mir erstmal seine lange Zunge entgegen.
Am Wegesrand zum Toom-Markt halte ich an der evangelischen Auferstehungskirche von Bebra an. Die Kirche hat einen hohen Turm, den man auch besteigen kann. Auf der Rückseite war auf dem Schild zu lesen, dass ein gewisser Herr Kehm eine Turmführung anbietet.




Genau das richtige für mich. Ich rufe die darunterstehende Nummer an, aber Herr Kehm hat heute keine Zeit, ob ich denn morgen wiederkäme. Das verneine ich und drücke am Handy auf den roten Knopf. Gerne hätte ich mir Bebra live und in Farbe von oben angeschaut.


Ich gehe in das schlichte Gotteshaus und spreche laut ein Gebet. Außer Gott und ich ist niemand anwesend. Auf jedem dritten Platz wird der Besucher mit diesem Schild herzlich willkommen geheißen. Schön!



Rechts vom Altar stehen diese zwei alten Biedermeierstühle. Und da ist es wieder: Das Grete-Syndrom. Diese Stühle standen bei meiner Großtante in Bad Hersfeld in der Nachtigallenstraße 11 um den ovalen Tisch im Esszimmer. Wo sind sie nur geblieben?


Neben die aufgeschlagene Bibel auf dem Altar lege ich eines meiner Traktate. Vielleicht findet es hier jemand, der noch auf der Suche ist.


An der Ausgangstür hängt ein Plakat mit dem Bibelvers aus Hebräer 13.14: "Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir." Ich halte noch kurz inne und denke an das wunderschöne Lied von der Ewigkeit.
Ich sehne mich nach einem Ort
Wo alles Leid ein Ende hat
Denn was ich mit den Augen seh
Kann meine Seele nicht verstehn
Ich weiß: Du hast den besten Plan
Auf den ich mich verlassen kann
Auf jedem noch so schweren Weg
Schau ich auf das, was nie vergeht
Die Ewigkeit ist mein Zuhause
Du hast sie mir ins Herz gelegt
Auch wenn ich sterben werde, weiß ich
Dass meine Seele ewig lebt
Und diese Hoffnung wird mich tragen
Bis ich Dir gegenüber steh.

Beim Baumarkt angekommen erklärte mir die Frau an der Kasse, dass der Markt nur Flaschen eintauscht, die auch bei Toom gekauft wurden. Pech! Die Dame an dem Infostand sagt das Gegenteil; selbstverständlich können Sie die grauen Flaschen hier eintauschen. Auf morgen bin ich gespannt.
Weiter radele ich in die Innenstadt und staune nicht schlecht, wie sich alles verändert hat.



Eine große Baustelle befindet sich genau vor dem Geschäft, in der Rosi vor 10 Jahren gearbeitet hatte. Ich spreche mit einem Bauarbeiter und wundere mich darüber, dass hier sogar der Gehweg verdichtet wird. Natürlich will ich kein Klugscheißer sein, aber beim nächsten Platzregen werden die wenigen Kanäle in der neu asphaltierten Straße die Wassermengen nicht aufnehmen können. Der Bauarbeiter hört mir garnicht zu, sondern lamertiert nur über das großartig ausgelegte Pflaster, was auf Fußgängerwegen seines Gleichen sucht.






Das Rad schiebe ich weiter durch die Baustelle und komme an diesem Schild vorbei. Wer kann sich hier in der Provinz so eine teure Wohnung leisten, frage ich mich.


Dann sehe ich schon aus der Ferne die Nürnberger Straße 21. Und jetzt komme ich zu dem Titel meiner Seite.


Mich trifft fast der Schlag. Ich kann es nicht fassen. Hier bietet doch tatsächlich ein Herr Halef Sis Sportwetten an. Übel!



Ob der tätowierte ältere Glatzkopf wirklich Herr Halef Sis ist? Als ich näher trete, stelle ich fest, dass er schon einige Kratzer abkriegt hat. Ob der ältere Herr hier sein Glück gefunden hat? Oder haben schon eventuelle Verlierer sein Gesicht zerkratzt?


Ich will nicht spekulieren. An dieser Stelle möchte ich nicht meine Erinnerungen an diesen Laden weiter ausführen. Aber hier begann unter vielem anderem für mich ein neues und schöneres Leben.



Den Bahnhof habe ich auch in anderer Erinnerung; hier hat die Bahn viel Geld in die Hand genommen und einen neuen Vorplatz gestaltet. Das Seniorenheim direkt dahinter sieht gräuslich aus. So wie das Gebäude aussieht, genauso geht man auch heute mit den älteren Herrschaften um.


Ein überdimensional großer Koffer steht wie bestellt und nicht abgeholt auf dem Bahnhofsvorplatz.



Kennt ihr das auch? Der Bauch meldet sich irgendwie, aber man merkt zunächst nicht, dass man auch Hunger hat. Als ich am Straßenrand einen Mann entdecke, der herzhaft in ein Mettbrötchen beißt, knurrt mir sofort der Magen. Ich drehe um, frage ihn, wo er leckere Brötchen gekauft habe. Ich denke ganz kurz an meine Nudeln im Womo in der Bratpfanne, da stehe ich auch schon im Metzgerladen; weiß garnicht, wie ich dahin gekommen bin.


Ich bestelle 2 Mettbrötchen mit viiiiielen Zwiebeln. Während die Verkäufern meine Brötchen einpackt, denke ich darüber nach, wie gut es uns doch geht. Der ganze Verkaufsladen ist voll gestopft mit frischen Fleisch- und Wurstwaren. Dankbar, besonders unserem Herrn verlasse ich den Laden.


Es bewölkt sich, und ich suche mir auf dem Rückweg eine Bank an diesem See. Sieht das nicht lecker aus!!!


Genau weiß ich es nicht mehr; aber in diesem See habe ich vor vielen Jahren mit einer Frau gebadet, die heute meine ist. DANK SEI GOTT.
zurück     vor