Überfahrt von Pozzallo nach Valletta auf Malta

Vor 10 Tagen planten wir, Dietrich und ich eine Reise nach Malta. Ein Satz vorweg: Rückblickend ein einmalig schönes Erlebnis mit grandiosen und spektakulären Ausblicken. Inge und Rosi hüteten die Hunde und das jeweilige Wohnmobil und am Freitagmorgen sollte endlich die Fahrt beginnen.

Als der Wecker um 6 Uhr klingelte, dachte ich sofort, ich wäre im falschen Film. Nicht einmal bin ich in den letzten 3 Jahren so früh aufgestanden. Es dauerte einige Zeit, bis ich Herr meiner Sinne war, sprach ein kurzes Gebet, trank einen starken Kaffee und als mir Dietrich entgegen kam, hatte ich den Eindruck, dass auch er zu dieser frühen Stunde noch nicht so richtig wach war.

Später sagte er mir, dass er nur 2 Stunden geschlafen habe.

Die treue Seele Salvatore holte uns auf dem Campingplatz ab und wir fuhren in den 20 Kilometer entfernten Hafen nach Pozzallo.

Auf wackeligen Beinen standen wir noch über eine Stunde im Hafen, bis die Fähre, ein Katamaran langsam auf die Anlegestelle zu steuerte.

Auf dem Oberdeck hatten wir einen phantastischen Blick über die Weite des Ozeans. Unsere Reise begann!

--- Zu Beginn einige geschichtliche Eckpunkte:

Denkt man an Malta, denkt man an den Malteserorden. Die Geschichte des "Souveränen
Ritter-und Hospitalorden vom Hl. Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta" begann 1048 in Jerusalem, als Mönche ein Hospital für Pilger gründeten. Der Orden schützte Kranke und Pilger zunehmend militärisch und begann auch, den Glauben zu verteidigen. Ab 1291 hatte der Orden seinen Hauptsitz auf Zypern und siedelte ab 1310 auf Rhodos – musste sich jedoch 1523 einem überlegenen osmanischen Heer ergeben und die Insel verlassen.
1530 wurde den Rittern von Kaiser Karl V. Malta als neue Basis geschenkt und die Bezeichnung „Malteserorden“ entstand. In der über 250 Jahre andauernden Herrschaft des Ordens wurde die Insel maßgeblich geprägt. Die Ritter - zumeist Adelssöhne aus ganz Europa - erbauten prächtige Kirchen, Paläste und Theater.
1565 besiegte der Malteserorden in der "Großen Belagerung" ein mächtiges osmanisches Heer und beendete somit die osmanische Expansion im Mittelmeer. Einen erneuten osmanischen Angriff befürchtend, ließ Ordens-Großmeister Jean Parisot de Valette ab 1566 eine wunderschöne Festungsstadt errichten: Valletta. Seiner Tradition der Krankenpflege folgend, errichtete der Orden in Valletta ab 1574 die "Sacra Infermeria" – bis in das 18. Jhdt. Europas modernstes Krankenhaus. 1798 wurde Malta von Napoleon Bonaparte auf seinem Weg nach Ägypten eingenommen.
Die Ära der Ritter in Malta war damit beendet – sie verließen die Insel, da sie die Waffe nicht gegen Christen erhoben.
"Very British" ging es von 1814 bis 1964 zu. In dieser Zeit war Malta britische Kolonie – daher ist die Verständigung mit den Einheimischen noch heute problemlos auf Englisch, zweite offizielle Amtssprache neben dem Maltesischen, möglich. Seit 1974 ist Malta Republik und seit 2004 EU-Mitglied. Der Inselstaat gehört seit 2008 zur Europäischen Union und hat ca. 420 000 Einwohner. ---


Schon als die Fähre in den Hafen einfuhr, hatten wir beide das Gefühl, wir tauchten in eine andere Welt ein. Dieses Land ist in keinster Weise mit Sizilien vergleichbar. Im Hafen bedrängten uns zahlreiche Taxifahrer.

Einer dieser Männer hatte uns schnell am Haken und chauffierte uns durch die engen verkehrsdichten Straßen in die Nähe eines Hotels. An den Linksverkehr mußten wir uns erstmal gewöhnen. Auch das Steuerrad im Fahrzeug befindet sich auf der falschen Seite. Dietrich hatte dem Fahrer zuvor unsere Wunschliste der Hotelausstattung ins Ohr geblasen, und dieser brachte uns an die richtige Stelle ins Gästehaus ASTI.

Die Straße bestand aus einer Treppe, sodaß wir schwitzend die letzten 100 Meter in die Höhe kletterten.

Preis und Ausstattung paßte, und wir bezogen unser Quartier für die nächsten 3 Nächte in Valletta in mitten der Altstadt hoch über dem Hafen. Perfekt!
Die Uhr zeigte auf 12.00, und wir unternahmen den ersten Orientierungsspaziergang durch die quirlige Barockstadt.

Bei Temperaturen um 14 Grad nicht gerade warm, durchquerten wir die zahlreichen großen Plätze und Gärten rund um die Altstadt.

Ein Palazzo neben dem anderen, zahlreiche Denkmäler von Stadtgründern, Rundbögen über dem blauen Meer, spektakuläre Ausblicke auf die gegenüberliegenden Stadtteile; unsere ersten Eindrücke von Valletta waren übereinstimmend atemberaubend. Diese Vielfalt von architektonischen Bauwerken waren überwältigend. Unser Magen knurrte und wir mußten dem Hunger in einem gemütlichen Stadtrestaurant im Freien ein Ende setzen.

Gut gestärkt führte uns der Weg nochmals Richtung Barraks Garden, von wo wir von oben den maltesischen Worten des Uniformierten lauschten, der etwas erklärte, was wir beide nicht verstanden. Später erfuhren wir, dass hier jeden Tag um 16 Uhr die Kanonen einen Donnerschlag abfeuerten, den wir beide natürlich verpaßten.

Die beiden Herrschaften links und rechts vor dem Tor müssen sicher eine lange Zeit still stehen und dürfen nur in eine Richtung schauen; das grenzt ja fast an Körpermißhandlung. An was diese Zinnsoldaten wohl den ganzen Tag denken, wenn sie sich nicht bewegen dürfen?

Kurz nach 17 Uhr fielen wir beiden Camper totmüde und völlig erschöpft ins Bett und schliefen tatsächlich bis zum nächsten Morgen. Die Erlebnisse und Eindrücke des ersten Tages hatten uns beide im wahrsten Sinne des Wortes umgehauen. Gute Nacht!

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