Und immer wieder lockt das Meer
Dienstag, 5. März 2024
Eine Studie der Korean Society of Radiology aus dem Jahr 2010 hat gezeigt, dass sich ein Aufenthalt am Meer stimulierend auf das Gehirn auswirkt, denn es wird angeregt, Serotonin, Dopamin und Oxytocin zu produzieren, die eine wichtige Rolle für unser allgemeines Wohlergehen und Glücksempfinden spielen. Tausende von Campern aus den Niederlanden, Frankreich, England, Schweden und vor allem aus Deutschland zieht es jedes Jahr auf die Iberische Halbinsel in den Süden. Diese Entwicklung ist fast schon zu einer Plage geworden und es wird irgendwann in einem Kollaps enden, so meine Vermutung. Zwar wußten wir, bevor wir unsere Reise in den Süden antraten, dass viele Wohnmobil eine ähnliche Idee verfolgten. Aber eine dermaßene Flut von Sonnenhungrigen hätte ich nicht erwartet. Zeitweise ist es mir peinlich, dass auch ich zu dieser Menschengruppe zähle, die den Spaniern entlang der Mittelmeerküste mit meinem Gefährt auf die Nerven gehe. In dem unabhängigen Portal für Spanien, der Costa Nachrichten lese ich den folgenden Bericht: |
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Illegales Campen an der Küste im Süden Spaniens: Der Polizist weist die Wohnmobilbesitzer an, den Platz zu verlassen. Es können auch empfindliche Strafen erhoben werden. (Bild aus dem Internet) "Anwohner ärgern sich über die vielen Wohnmobile an der Costa Blanca und fühlen sich von den Campern bedrängt. Der spanische Verband der Caravaning Industrie, Aseicar, zeigt Verständnis für den Ärger der Anwohner von La Marina in Elche an der Costa Blanca. Sie beschweren sich Jahr für Jahr über die steigende Anzahl von Wohnmobilen, die monatelang am Strand stehen und ihnen die Sicht versperren. Sie fühlen sich bedrängt, nennen Camping „Billigtourismus“, fragen sich, wo die Abwässer entsorgt werden und monieren, dass Camper in Spanien öffentliche Einrichtungen nutzen und keinen Beitrag leisten. Anwohner sind gegen Camper an der Costa Blanca: Es fehlen mehr als 2.000 Plätze in Spanien Die Fronten scheinen sich zunehmend zu verhärten. Ist der nette Rentner aus Deutschland plötzlich zum Feind geworden? Manuel Jurado, der als Vorsitzender des Caravaning-Verbands Aseicar in Spanien auf der Camper-Seite steht, plädiert für eine Entschärfung des Konflikts und nimmt die Stadtverwaltungen in die Pflicht, die dafür zuständig seien, das Parken von Wohnmobilen in ihren Gemeinden zu regeln und mehr Stellplätze zu schaffen. Aseicar weise schon seit Jahren daraufhin, dass in Spanien mehr als 2.000 Plätze für Wohnmobile fehlten, um die Camper zu versorgen, die im Land unterwegs seien, so Jurado. Laut Aseicar handelt es sich derzeit um 310.000 bis 350.000 Fahrzeuge. Wie viele Plätze es in der Gemeinde Elche gibt, wo Camper sauberes Wasser auffüllen und Abwässer entsorgen können, ist nicht ganz klar. Eigentlich ist in Spanien klar geregelt, was der Unterschied zwischen Parken und Campen auf öffentlichen Straßen ist. Parken bedeutet, keine Stützen auszufahren, keinen Tisch und keinen Stuhl vor das Wohnmobil stellen und kein Fenster öffnen, auch nicht im Sommer. Die Frage ist nur, wie streng die Regeln kontrolliert werden. Der Haken an der Sache: Camping im öffentlichen Raum ist in Spanien illegal. Wenn Markisen ausgefahren, Tritte vor den Eingang des Wohnmobils gestellt und Keile unter die Räder geschoben werden, gilt dies nicht mehr als Parken, sondern als Camping und wird von der Stadtpolizei geahndet, wenn sie denn kontrolliert. Für die Strände ist dagegen das Küstenamt zuständig, für die Trockenflüsse das Wasserwirtschaftsamt des Segura CHS. Handelt es sich um private Grundstücke, wird das Eingreifen noch schwieriger. Die Camper fordern mehr einfache Stellplätze, wo sie legal stehen, Schmutzwasser loswerden und frisches Wasser tanken können. Cartagena verfügt über mindestens sechs solcher Plätze. In Águilas wurde kürzlich ein Campingplatz neu eröffnet. Viele Wildcamper zieht es jedoch an die Strände von Spanien. In Cartagena treffen sich die Wohnmobile in La Azohía am Strand Chapineta. Ungenutzte Grundstücke bieten dort Platz für bis zu 200 Wohnmobile, die parken können, wo sie wollen, ohne kontrolliert und registriert zu werden. Manche sollen sich mit Wasser aus den Fußduschen bedienen. Die Frage ist auch, wohin das Schmutzwasser fließt." Und so weiter und so weiter. Auch wir gehören dazu und das mulmige Gefühl hat bis heute nicht nachgelassen. Wir erfreuen uns an den warmen Sonnenstrahlen und versuchen mittlerweile dieses Thema nicht in den Mittelpunkt unserer Reise zu stellen. Trotzdem stimmt uns diese Wohnmobilplage nachdenklich. Nach unserem Werkstattbesuch in Mazarron reisen wir am Montag weiter durch einsame Gegenden im Hinterland entlang der Küste. |
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In Vera Playa hat die Polizei auch vor einigen Tagen diesen Platz geräumt. Wir trauen uns trotzdem hier eine Nacht zu verbringen. |
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Der weitläufige Strand ist einfach traumhaft. |
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Ein Niederländer, natürlich auch wieder ein Wohnmobilist reicht mir auf meine Anfrage in Bild weiter, dass seine Drohne von oben unseren Stellplatz zeigt. Wir verbringen eine ruhige Nacht ohne von der Polizei belästigt zu werden. Natürlich wollen wir hier kein Campingverhalten an den Tag legen und belassen unsere Stühle im Wohnmobil. Wir reisen weiter nach Villaricos. |
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Hier gibt es einen riesigen Stellplatz direkt am Meer, der mindestens für 300 Wohnmobile ausgelegt ist. |
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Auch wir reihen uns hier in die Reihe der Camper ein, die den Blick aufs Meer durch Glücksgefühle genießen. Das Thermometer steigt über 20 Grad und während Rosi in der Sonne sitzt, unternehme ich mal wieder eine Radtour in die Umgebung, die mich zunächst an diesem Castillo o Torre de Villaricos vorbeiführt. |
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Dieser Turm wurde im 18. Jahrhundert, zwischen 1763 und 1772, während der Herrschaft Karls III. von Spanien. Anfang der 1990er Jahre restauriert mit freiem Zugang nach außen, ist er in gutem Zustand. Der Turm ist im Besitz der Stadt Cuevas del Almanzora. Die aktuelle Nutzung ist als Touristeninformationsbüro und Ausstellungsraum, aber leider geschlossen. Fahrradwege gibt es hier genug, aber leider in schlechtem Zustand. |
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Hier entscheide ich mich für den Rückweg, denn die Schnellstraße scheint mir gefährlich zu sein. Durch eine Urbanisation komme ich über einen schmalen Weg zum Meer. |
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Links und rechts stehen Ferienhäuser, deren Besitzer fast alle im vorgelagerten Garten zum Meer hin einen Pool ihr Eigen nennen. Ich frage mich, wo bei diesem Wassermangel das Wasser hergeleitet wird. |
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Davor werden weitere Luxushäuser gebaut; der Bauboom scheint noch lange nicht erschöpft zu sein. Ich radel durch die trockene Landschaft ins Landesinnere. |
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Hier muss vor vielen Jahren das Wasser eines namenlosen Flusses ins Meer geflossen sein.![]() Ein gewaltiger Damm zeugt noch von besseren Zeiten. Das Flussbett ist mittlerweile von hohem Gesprüpp und großen Bäumen zugewachsen. Wieder zurück in Villaricos fahre in an der Promenade entlang zum Hafen und der menschenleeren Bucht. |
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Kaum verlasse ich das kleine Hafenstädtchen steht schon wieder eine Wohnmobil auf einem kleinen Platz mit Meerblick. |
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Weiter unterhalb das schon erwähnte Szenario. Hunderte von Campern belagern die weitläufige Fläche bis hin zu einer kleinen Landzunge. Glücksgefühle eben: Am Meer vergisst man den Arbeitsstress, den Zeitdruck, viele Probleme und die Hektik anderer Menschen. Mit dem Blick aufs Meer kommst du viel schneller zu deiner inneren Ruhe, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit. Ein Geschenk Gottes. |