4. August 2017
Mehr zum Spaß erzählte ich unserem Nachbarn Jonas, 13 Jahre jung, dass ich vor ein paar Wochen nach Tann gewandert bin und fragte ihn auch nur so zum Spaß, ob er denn Lust habe, mit mir zusammen auch mal nach Tann zu wandern. Ohne lange nachzudenken entgegnete er: Ja, dass mach' ich. Wie er mir später erzählte, gab er mir diese Antwort auch nur zum Spaß, da er von meiner Ernsthaftigkeit der Frage nicht überzeugt war. Er dachte sich, der um Jahre ältere Mann habe dies nur so dahin gesagt und den Vorschlag nach einer Woche bestimmt wieder vergessen. Als ich Jonas dann einen Tag später fragte, wann wir denn loslaufen werden, war er sichtlich überrascht, denn damit hatte er überhaupt nicht gerechnet, dass ich meine Juxfrage in einen verbindlichen Wandertermin ernst meinte. Das hätte er nun garnicht gedacht; Jonas ging davon aus, dass ich meinen Vorschlag nach einer Woche wieder vergessen hätte. So kann es gehen im Leben und heute morgen wanderten wir pünktlich, wie besprochen um 10 Uhr los; es lagen genau 25 Kilometer vor uns.
Nach wenigen Kilometern bot sich hier die Möglichkeit eine Pause einzulegen, etwas zu trinken und unser Brot zu essen.
Dann führte uns der Weg weiter durch Wälder und saftig grüne Wiesen.
Unser Gesprächsstoff war sehr vielfältig. Jonas erzählte mir viel von der Schule, seinen Hobbies und auch seinen beruflichen Vorstellung. Er beschäftigt sich zu Hause viel mit seinem Computer und damit möchte er auch seine Zukunft gestalten. Das Lernen in der Schule fällt ihm, so mein Eindruck sehr leicht. In Mathematik, Physik und Englisch hat er sehr gute Noten. Auch seine Allgemeinbildung ist auch einem hohen Niveau. In seinem Alter, morgen wird er 14 Jahre alt, war ich noch lange nicht so weit. Respekt!
Auf dem Weg trafen wir einen alten Mann, der sich offensichtlich mit seinem Gespann auf dem schmalen Weg verfahren hatte. Er freut sich sehr darüber, dass wir ihm an dieser Stelle halfen, seinen Wagen zu wenden. Jonas erkannte sehr schnell, dass wir zum richtigen Zeitpunkt an richtigen Ort waren.
Die ersten Blätter werden gelb, und ich zeigte Jonas, dass das Ende des Sommers hier an diesem Baum schon deutlich wird.
Noch 11 Kilometer bis Tann und Jonas zeigte erste Ermüdungen, sodaß er sich riesig freute, wenn eine Bank zum Ausruhen am Wegesrand stand. Auch ich konnte so manches noch lernen.
Jonas erklärte mir diese Schilder, die auch ich schon oft gesehen, aber dessen Bedeutung mir nie so richtig klar waren. Als freiwilliges Mitglied der Feuerwehr von Unterbreizbach wußte er über dieses Schild genau Bescheid. Diese Hinweisschilder sind für die Feuerwehr bestimmt und zeigen an: H 80 bedeutet der Durchmesser 80mm des Wasseranschlusses im Boden (es gibt auch 100mm und 110mm), der waagerechte Strich zeigt den Bürgersteig an und der senkrechte Strich die Entfernung in Metern zum Hydranten, der in die Straße eingelassen ist.
Der Sinn dieser Schilder soll im Ernstfall schnellstmöglich der Feuerwehr den Hinweis geben, wo sie das Löschwasser aus dem Boden zapfen können. Künftig weiß ich das auch und werde die Erklärungen von Jonas hierzu sicher nicht so schnell vergessen haben.
Einen Blick für die Schönheit der Natur habe ich auch jetzt wieder auf der Wanderung auf Bildern festgehalten.
In diesem Zusammenhang kamen wir auch auf den Schöpfer des Himmels und der Erde zu sprechen.
Die Unendlichkeit des Weltalls und die Erschaffung des Menschen und der Tiere interessierten Jonas sehr. Ich erklärte ihm den Sinn von Weihnachten und was Jesus auch für ihn in seinem jungen Leben getan hat und wie wir Menschen bei Gott Vergebung erhalten. Themen, über die er mit seiner Familie noch nie gesprochen hatte, so war mein Eindruck.
Endlich waren wir am Ziel angekommen und ich lud ihn zu einem fetten Eisbecher ein, auf den er sich schon einige Kilometer vor Tann freute.
Rückblickend stellten wir beide fest, dass aus einer oberflächlichen Absprache zu einer Wanderung ein ganz toller Tag mit vielen schönen und interessanten Gesprächen geworden war. Jonas war froh, als Rosi uns am Markplatz mit dem Auto wieder abholte. Aber er war, trotz seiner Anstrengungen und Schmerzen in den Beinen überglücklich. Auch ich verbuche diesen Tag als einen vollen Erfolg mit einem jungen Menschen unterwegs gewesen zu sein, der noch das ganze Leben vor sich hat.