Wieder einmal möchte ich heute eine Wanderung durch Thüringen unternehmen. Die Wetter-App hat einen regenfreien und auch heißen Tag vorausgesagt und so mache ich mich gegen 8 Uhr auf den Weg. Rosi und Timmy begleiten mich noch ein Stück durch Unterbreizbach und dann bin ich in der menschenleeren Gegend Richtung Tann alleinunterwegs.
Die Luft ist noch frisch, aber die ersten Sonnenstrahlen und der blaue Himmel sind Balsam für mein Herz und meine Seele. Die einzigen Lebewesen, die mir begegnen sind Tiere, die sich sicher fühlen in dieser einsamen Gegend.
Einen Hasen beispielsweise, der mich bemerkt, kurz ansieht, dann aber schnell im nahegelegenen Unterholz.
Oder eine Schnecke, die sich im bekannten Schneckentempo langsam eine Route ins Gras sucht. Bei Gefahr kann sie sich in ihr Eigenheim zurückziehen; wie praktisch! Ihr Schöpfer hat eben an alles gedacht.
Schutz suchen auch Schafe vor der brütenden Hitze, die sich für den heutigen Tag auch anzubahnen scheint.
Auch die Farbenpracht der Pflanzen am Wegesrand beeindrucken mich bei meinen Wanderungen immer wieder aufs Neue.
Nach etwa zwei Stunden genehmige ich mir auf einer dieser zwei kreativ gestalteten Bänke eine Ruhepause, trinke Wasser und genieße die Ruhe um mich herum. Herrlich hier zu sitzen und nur eine kleine Brise des warmen Windes im Nacken zu spüren.
Kurz vor Schleid, ein Dorf mit knapp 500 Einwohnern im Ulstertal, am Wegesrand dieser Heuballen. Auf dem Hundekackverbotsschild ist zu lesen: -- Nicht vergessen: Hier wächst Ihr Essen! Bitte nicht mit Hundekot verschmutzen. Vielen Dank, ihre Landwirte. -- Anscheinend sind Pferde von diesem Verbot ausgenommen. Ich frage mich: Wo ist hier der Unterschied? Vielleicht sind Pferdeäpfel ein Teil unserer Nahrung? Irgendwie komme ich ins Grübeln ...
Weiter führt mich meine Wanderung in die Ortsmitte von Schleid.
Das bedeutendstes Bauwerk ist die unter Fürstbischof Amand von Buseck in den Jahren 1743 - 1746 erbaute Barockkirche und ich staune nicht schlecht:
Die Kirche ist geöffnet. Der Blick ins Innere beschert mir nicht nur die Sicht auf den Altar mit dem Kreuz, sondern auch einen angenehmen Temperaturunterschied von gefühlten 15 Grad. Ich spreche ein Gebet vor dem Kreuz und sage laut:
"Du hast es auch für mich getan", und danke für diesen schönen Tag.
Den längsten Teil der Wanderstrecke habe ich hinter mir; nun sind es noch ca. 8 Kilometer, bis ich Tann erreiche. Nach 4 Kilometer wird der Wanderer auf großen braunen Schildern daran erinnert, dass an dieser Stelle am 9. November 1989 Deutschland wiedervereinigt wurde. Auch ich bin dankbar dafür, dass ich diese historische Wende miterleben dürfte.
Gegen 16 Uhr erreiche ich in Tann, bin ziemlich durchgeschwitzt und meine Füße schmerzen. Die Gesamtstrecke von 25 Kilometer waren schon eine Anstrengung, aber ich bin froh, dass ich mein Ziel erreicht habe.
An diesem Brunnen stecke ich meinen Kopf ins kalte Wasser. Herrlich!
Das Elf-Apostel-Haus ist das älteste Bürgerhaus der Stadt Tann und eines der ältesten im Landkreis Fulda. Es entstand etwa um 1500. Das Fachwerk des 1. und 2. Stockwerks ist durch reichliche Schnitzereien verziert.
Evangelische Stadtkirche von Tann
Tanner Stadttor aus dem Jahr 1557
In diesen Räumlichkeiten haben so manche Heiratswillige in dem geschichtsträchtigen Wahrzeichen von Tann bereits den Bund fürs Leben geschlossen, hoffentlich auch auf Dauer!
Das Schloss aus dem 16. Jahrhundert
Zwischenzeitlich hatte ich Rosi angerufen, die mich um 17 Uhr in der Innenstadt von Tann wieder abholte. Ein herrlicher Tag mit interessanten Erlebnissen, schönem Wetter und schmerzenden Füßen geht zu Ende.