21. März 2017
Gestern hatten wir kurzfristig entschieden noch eine weiteren Tag hier auf dem Stellplatz zu verbringen; er liegt stadtnah und neben einem Hallenbad trotzdem ruhig, denn nur wenige Badegäste nutzten die Gelegenheit zu dieser Erfrischung. Für heute hatte ich mir eine Wanderung in das Bergdorf Montefioralle vorgenommen.
Der schmale Weg ging wiedermal steil bergauf und mein Glück diesmal war, dass die Sonne nicht schien, sonst wäre ich an dieser Stelle ganz schön ins Schwitzen gekommen.
Der Weg führte an einem kleinen Friedhof vorbei, dessen Urnen und Gräber liebevoll mit frischen Blumen geschmückt waren.
Als ich diese Gedenkstätte wieder verließ, begegnete mir eine alte Frau vermutlich mit ihrer Tochter, die in Tränen aufgelöst zielgerichtet auf ein bestimmtes Grab zusteuerte. Ich vermutete, dass ein Verwandter oder gar ihr Mann erst kürzlich gestorben ist. In diesem Moment ärgerte ich mich mal wieder sehr, dass ich der italienischen Sprache nicht mächtig war. Gerne hätte ich auf ihren Wortschwall etwas antworten wollen und konnte nur "Bonjourno" über die Lippen bringen. Schade!
Von hier oben genoß ich einen grandiosen Blick über die liebliche Landschaft der Toskana.
Das Bergdorf Montefioralle wird in vielen Geschichtsbüchern erwähnt, weil hier im Jahr 1451 der Seefahrer und Namensvater Amerikas, Amerigo Vespucci geboren wurde. Es liegt hoch oben auf einem Hügel, welches allerdings werktags und außerhalb der Saison ein wenig ausgestorben wirkt.
Der Turm und das Castello waren leider verschlossen; gerne hätte ich mir diesen Ausblick von oben gegönnt.
Die schmale Straße nach oben ist als Einbahnstraße ausgelegt und ein Schild an der Ampel weist darauf hin, dass der Autofahrer mit einer Wartezeit von 3 Minuten auf das Umschalten von Rot auf Grün rechnen muss. Es bleibt einem auch garnichts anderes übrig, denn ein Rückweg wäre ausgeschlossen.
Ein schwarzer Hund, der diese Regelung sicher ignorierte, kam mit lautem Gebelle auch mich zu, zog es dann aber vor, mich nicht anzugreifen, sondern weiter des Weges nach oben zu ziehen. Ich atmete tief durch.
Die engen Gassen des Dorfes waren schon sehr beeindruckend; niemand war zu sehen, außer ein Schreiner, der in seiner Werkstatt einen alten Schrank restaurierte.
Nach einem kurzen Aufenthalt führte mich mein Weg wieder ein Stück nach unten vorbei an einem kleinen Weinlager mitten in der Einöde, Zypressen und zahlreichen steilabfallenden Weinbergen.
Ich beobachtete einen Weinbauer, der mit schwerem Gerät den trockenen Boden bearbeitete.
Nach über zwei Stunden gönnte ich mir auf einem kleinen Abhang eine Pause, Sitzbänke sind hier Mangelware, und setzte mich nieder. Mit einem Lobpreis und einem Gebet schloss ich meine Wanderung für heute ab und ging steil bergab wieder zu unserem Womo zurück.
Nach einem kurzen Ausruhen bei Rosi mit Kaffee und Gebäck gingen wir beide ins nahegelegene Hallenbad.
Das relativ kühle Wasser war für uns beide eine Erfrischung und es hatte richtig gut getan. Den Service, den deutsche Schwimmbäder ihren Gästen bieten, gib es hier nicht annähernd. Der hohe Preis, die mangelnden Umkleidekabinen, die Duschen etc. alles für uns sehr gewöhnungsbedürftig. Aber die Italiener scheinen damit zufrieden zu sein; sie kennen es hier zumindestens nicht anders. Ziemlich müde und kaputt von meiner Wanderung lassen wir wieder einen Tag gemütlich in unserem Wohnmobil ausklingen.