Montag, 7. September 2020
Dicke Wolken zogen auf, als wir gestern Abend noch einmal um den Schaalsee in Zarrentin marschierten. Viele Teile hier am See sind Naturschutzreservate.
Moore und Seen, Felder, Weideland und Feuchtwiesen, naturnahe Buchenwälder und mittendrin der Schaalsee. Er ist der Mittelpunkt des UNESCO-Biosphärenreservats und gibt ihm seinen Namen.
An seiner tiefsten Stelle misst der Schaalsee 71m, was ihn zum tiefsten See Norddeutschlands macht. Der Artenreichtum der Landschaft und die mosaikartig vernetzten Klein- und Großbiotope mit vielen Mooren machen das Gebiet zwischen den Ballungszentren Hamburg, Lübeck und Schwerin so einmalig. Trotz der Nähe zu den Städten gibt es hier Tiere, die an anderen Orten lange nicht gesehen wurden: Eisvogel, Seeadler und Fischotter, Rotbauchunke und Kranich sind neben vielen anderen Arten die prominentesten Vertreter.
Es fing heftig an zu stürmen, und wir verließen fluchtartig das Gelände. Kaum waren wir im Wohnmobil angekommen, fing es kräftig an zu regnen.
Nach 2 Minuten war der Spuk vorbei und die Sonne zeigte sich wieder. Nach einer ruhigen Nacht unter Gottes Schutz fuhren wir am Mittag weiter in Richtung Wismar.
Die Autobahn war gähnend leer und so hofften wir auf einen leeren Stellplatz in Wismar. Weit gefehlt! Die Autobahn war deswegen so leer, weil alle Auto- und Wohnmobilfahrer schon in Wismar angekommen waren. Wir irrten durch die Stadt und fanden keinen Platz, wo wir unser Fahrzeug für eine Nacht abstellen konnten. Sehr ärgerlich.
Auf einem Stellplatz, der ca. 10 Kilometer von Wismar entfernt ist, fanden wir endlich einen Übernachtsungsplatz auf einem Technologie und Gewerbepark in unmittelbarer Nähe von Schloss Krassow.
Das Gutshaus ist ein Putzbau, der im 19. Jahrhundert errichtet und Anfang des 20. Jahrhunderts in neobarocker Form umgebaut wurde. Nach 1945 diente das Gutshaus als Spezialheim, dessen Aufgabe die Umerziehung von Kindern und Jugendlichen, die als schwererziehbar galten, war. Ein Bericht des Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer kommt zu folgendem Schluss: „Insbesondere in den Spezialheimen der Jugendhilfe war der Alltag von Freiheitsbeschränkung, Menschenrechtsverletzungen, Fremdbestimmung, entwürdigenden Strafen, Verweigerung von Bildungs- und Entwicklungschancen sowie erzwungener Arbeit geprägt.“ Wieder einmal eine Geschichte aus übelster DDR Vergangenheit.
Wir radelten durch den kleinen Ort.
Ein Bewohner hat hier an seinem Haus vermutlich sein Hobby auf eine große Leinwand abgebildet.
Der Stellplatz ist ziemlich ungepflegt trotz seiner schönen Lage direkt am Schloss. Der Standpreis von letztem Jahr wurde aus unerklärlichen Gründen auf 10 EURO verdoppelt, Ver- und Entsorgung incl.
Hier darf man, so erklärte mir der Betreiber nur sein Grauwasser ablassen. Wie das gehen soll, wissen wir noch nicht, da diese Bodenwanne in einem Blechkasten untergebracht ist.
Welches Dienst dieses Abflußgitter erweisen soll, wußte er nicht zu berichten.
Stolz verwies er allerdings auf das Trinkwasser, was eine besondere Qualität haben soll. Wir werden es testen.
Schon wieder kamen dunkle Wolken auf, aber der Regen blieb glücklicherweise aus. Rosi kochte zum Ende des Tages eine gute Hausmannskost, Kartoffeln, Rosenkohl mit Bratwurst.
Hm, sehr lecker. Morgen vormittag wollen wir mit den Rädern nach Wismar fahren, um uns die Stadt anzuschauen. Hoffentlich wird es nicht regnen. Wir sind sehr gespannt.