Das Bibeldorf in Rietberg


     Donnerstag, 5. September 2024     


Meine nächste Station ist Stadthagen in Niedersachsen.
Die beschauliche Kreisstadt im Landkreis Schaumburg liegt, eingebettet zwischen Weserbergland und dem Steinhuder Meer, sehr zentral in einer der schönsten niedersächsischen Landschaften, so verspricht es der Tourismusverband. Wieder mit dem Rad bin ich unterwegs und schaue mir die Innenstadt an. Weiträumige neue Fußgängerzonen und alte Gebäude aus dem 16. Jahrhundert sind ein Blickfang für die Stadt.






Das Schloss aus dem Jahr 1534, seines Zeichens das älteste und bedeutendste Baudenkmal in Niedersachsen ist sehenswert. Fürstlich ist hier das Finanzamt untergebracht; ob diesen außergewöhnlichen Arbeitsplatz die fleißigen Mitarbeiter auch zu schätzen wissen?


Sicher haben sich die Kollegen an ihre Umgebung schon gewöhnt.

Am Montag erreichen die Temperaturen wieder mal die 30-Grad-Marke. Es ist bullig heiß. Am Dienstag dann regnet es den ganzen Tag und die halbe Nacht, fast schon kalt bei 16 Grad. Der Mittwoch gestaltet sich ähnlich. Diese Temperaturschwankungen machen mir ganz schön zu schaffen.


Zum Glück hat der Stellplatz Rasengittersteine, sodass mein Wohnmobil nicht völlig absäuft.

Eine äußerst merkwürdige Verkehrsführung zum Stellplatz hin; Regeln gegen die Regel.


Nach längerem Betrachten der engen Straße wird das Chaos klar. Nur, was passiert, wenn ein Wohnmobil und ein Radfahrer zusammen die Hälfte der Wegstrecke zurückgelegt hat? An diese besondere Möglichkeit haben die findigen Verkehrsplaner nicht gedacht. Was soll ich sagen: Ist mir auch egal.

Mein heutiges Ziel ist das Bibeldorf in Rietberg. Heute ist das Thermometer wieder über 30 Grad geklettert, als ich auf dem staubigen mit vielen Schlaglöchern übersäten Schotterplatz ankomme.



Die Sonne knallt auf das Womodach, die Solarplatten geben alles, versorgen mich mit Strom und ich habe erstmal Hunger.



Aus der Gefriertruhe entnehme ich zwei Brötchen und die heiße Sonne sorgt für den Auftauvorgang; Sehr praktisch!

Das Bibeldorf in Rietberg ist ein deutschlandweit einzigartiges Projekt. Der pädagogische Lernort mit seinem Freilichtmuseum macht das Alltagsleben zur Zeit der Bibel erlebbar.

Im Jahr 2003 entsteht ein orientalisch anmutendes Dorf an der Ems. Seither wächst das in Deutschland einzigartige Bibeldorf. Und tatsächlich: Wer durch das Eingangstor das Gelände betritt, taucht ein in eine andere Welt. Beduinenzelte, Getreidesteine und Mühlen, ganz besondere Kamele…schon ist der Gast innerlich in der Welt und Umwelt der Bibel. Heraus aus der Gegenwart und hinein in die Geschichte – hinterher wird man unsere Zeit des 21. Jahrhunderts anders wahrnehmen. Mit großer Detailverliebtheit sind im Bibeldorf Hütten und Häuser geschaffen worden, um die Gäste in diese uns fremde, vergangene, aber nicht vergessene Welt mit hinein zu nehmen.

Über Geschmack kann man sich immer streiten. Wenn ich dann das Wort "Kunst" höre, stehen mir in diesem Fall die wenigen Haare auf meinem Kopf zu Berge. Der in Italien geborene Künstler Angelo Monitillo hat es sich zu seiner Passion gemacht, scheinbar wertlose Metallteile in eindrucksvolle Skulpturen zu verwandeln. Kreativ ist das schon, aber Kunst...…. ? Seine Kunstwerke können neben seinem Atelier auch an zahlreichen öffentlichen Plätzen und Einrichtungen bewundert werden. Meine Bewunderung hält sich in Grenzen.


Der ca. 5 Meter hohe Nimrod steht am Eingang und lässt einen fast erschauern.
Seit 10 Jahren macht das Bibeldorf das Leben und die Umwelt zur Zeit der Bibel erfahrbar. Angelo Monitillo unterstützt seit je her mit seinen Skulpturen in Lebensgröße. Der Nimrod ist allerdings von seiner Größe her die Ausnahme.

Wer war Nimrod? Das kann man natürlich in der Bibel nachlesen.

1. Mose Kap. 8 f. Und Kusch zeugte Nimrod; der war der erste Gewaltige auf der Erde. 9 Er war ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN; darum sagt man: Wie Nimrod, ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN! Und der Anfang seines Königreiches war Babel und Erech und Akkad und Kalne im Land Schinar. Von diesem Land zog er aus nach Assur und baute Ninive und Rehobot-Ir und Kelach und Resen zwischen Ninive und Kelach: das ist die große Stadt.

Nimrod bedeutet "der Rebell". Er erscheint als der erste Gewaltige oder Gewalthaber auf der Erde nach der Sintflut und als Erster, der ein Königreich errichtet. Deswegen habe ich auch erst einen Schreck bekommen. Er baute Babel (Babylon) in Rebellion gegen Gott und auch Ninive in Assur, ein weiterer Erzfeind des Volkes Gottes.

An der Kasse zahle ich den Rentnerpreis von 10 EUR und werde sogleich mit einer Skulptur empfangen.


In Apostelgeschichte 8 wird hier über den Kämmerer aus Äthiopien berichtet
Viele dieser "zusammengezimmerten" Kunstwerke aus Schrott sind auf dem gesamten Gelände verteilt und zeigen zum Teil biblische Geschichten.

In den jeweils kühlen und sehr verwinkelten und durch einen Gang miteinander verbundenen Häuschen gibt es Handwerksutensilien aus der Zeit nach Christus zu bestaunen. Dazu jeweils die passenden Bibelstellen.




In vielen Räumen hängen Bibelverse an der Wand.


Fast alle lese ich durch und denke dabei auch an den Psalm 139.5 "Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir." Jesus Christus ist spürbar anwesend.




Es werden topographische Modelle und Landkarten zu Israel und Palästina und ein 110 qm großes archäologisches Grabungsfeld gezeigt.


In diesem Raum schaue ich einen Film über Israel an und erinnere mich an Orte, die ich 2015 in Israel besucht habe.



Im Innenhof wieder Kamele und Palmen aus Schrott zusammengeschustert.
Ich bin eben ein Kunstbanause.




Die Knesset (heb. הכנסת) ist das Parlament des Staates Israel. Hier eine Nachbildung.



Das Foto von Qumran. Hier wurden Insgesamt ca. 900 Handschriften gefunden.






Kreativ ist er ja, der kleine Italiener. Mit alten Löffeln, verrosteten Eisenstücken und Gewindeteilen einen Kopf zu modellieren, das kann nicht jeder!



Jakob und die Himmelsleiter 1. Mose 28

Jakob war auf der Flucht zu seinen Verwandten, weil sein Bruder Esau böse auf ihn war. Es war ein sehr langer Weg, sodass er viele Tage unterwegs war. Wenn die Sonne unterging und es dunkel wurde, musste er dann irgendwo im Freien übernachten.
Als er eines Nachts fest schlief, hatte er einen Traum. Eine Leiter stand auf der Erde und rührte mit der Spitze an den Himmel. Auf dieser Leiter stiegen die Engel Gottes hoch und runter. Oben stand Gott und sagte zu Jakob: "Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham und Isaaks. Das Land, auf dem du gerade liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Durch dich und deine Nachkommen sollen alle Menschen auf der Erde gesegnet werden. Ich bin mit dir und will dich auf dem Weg zu deinen Verwandten behüten und dich auch später wieder hierher zurückbringen."

Als Jakob dann aus dem Schlaf aufwachte, war er ziemlich erschrocken: "Gott ist an diesem Ort und ich wusste es nicht! Dies ist eine sehr heilige Stätte und die Tür zum Himmel!", so sagte er sich.
Dann richtete er einen Stein als Mahnmal auf, goss Öl darüber und nannte den Ort "Bethel" (was "Haus Gottes" heißt).
Dann gab Jakob Gott ein Versprechen: "Wenn Gott mich behüten und mir Essen und Kleidung geben wird und mich mit Frieden wieder zu meinem Vater bringt, will ich Gott dienen, und hier soll ein Gotteshaus gebaut werden.



Zum Schluss werde ich noch mit diesem Anblick bestraft; das wäre wirklich nicht nötig gewesen.

Nach knapp 3 Stunden endet meine Reise durch die damalige Zeit. Es hat sich sehr gelohnt und ich bin beeindruckt, wie informativ (ausser den verrosteten Eisenfiguren) man hier die Darstellungen und Auslegungen der Bibel dokumentiert hat.
Mit einem schwäbischen Ehepaar komme ich noch über den Glauben ins Gespräch. Ein interessantes Gespräch über die Heilsgewißheit.


Am Ausgang wird mit dieser Tafel chronologisch über die Entstehung des Bibeldorfes informiert.

Ein schöner Tag geht mit vielen Eindrücken zu Ende. Immer wieder danke ich Gott, dass er mich bis hierher bewahrt und so reich beschenkt hat.

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