Freitag, 29. April 2022
Es ist Frühling in Lemberg. (So beginnt ein Artikel bei der DW Akademie in Deutschland) Hunderte Kilometer liegen zwischen der Hauptstadt Kiew und der Front im Donbass. Fast könnte man vergessen, dass ein Krieg tobt. Im historischen Zentrum, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, pulsiert das Leben. Inmitten der unzähligen trendigen Cafés und der gemütlichen Restaurants sind immer wieder Straßenmusiker zu hören.
In der Ostukraine wird heftig gekämpft, doch in Lwiw ist das Leben vergleichsweise friedlich.
Während es in einigen Nachbarländern seit Beginn des Krieges am 24. Februar zu Panikkäufen kam, gibt es in den Supermärkten hier keine Anzeichen dafür. Es gibt Lebensmittel im Überfluss, die Bäume schlagen aus und die Blumen blühen. Doch bei näherer Betrachtung bekommt die Idylle Risse. Passanten scheinen ihren Alltagsgeschäften wie gewohnt nachzugehen, aber ihren Gesichtern sieht man die Sorgen an.
Die Blicke der wenigen Menschen, die gemütlich durch die Stadt zu schlendern scheinen, bleiben an den zahlreichen architektonischen Schätzen der Stadt hängen. Die Sandsäcke und Metall- und Holzplatten, die sie ummanteln, um sie vor russischen Angriffen zu schützen, erinnern daran, dass sich das Land im Krieg befindet.
Seit dem 24. Februar 2022 haben sich auch bei uns Gesprächsstoff und Gedanken, jeder für sich, verändert. Als wir im letzten Jahr in den Süden aufgebrochen sind, hätten wir niemals gedacht, dass es Krieg in Europa geben wird. Jeden Tag tauschen wir uns über diese Tragödie aus, lesen Informationen im Internet, schauen Nachrichten, hören die verschiedensten Meinungen in Talkshows und vor allem: Wie viele tausende andere Menschen beten wir und hoffen auf Frieden für die Ukraine und in anderen Erdteilen der Welt. Aber Gott nimmt keine Waffe in die Hand; das erledigen wir Menschen selbst. Diese Zeitenwende betrifft uns alle. Es gibt Menschen, die sorglos mit der Situation umgehen, andere haben Angst. Wir Älteren denken weniger an uns, sondern mehr an die Kinder und nachfolgenden Generationen. Während ich hier schreibe verlieren viele Menschen ihr Leben durch einen sinnlosen Krieg oder werden schwer verletzt am Körper und in der Seele. Wann hat diese grauenvolle und barbarische Invasion ein Ende? Wir beide sind ziemlich deprimiert und täglich erreichen uns neue schlimme Botschaften. Das anfangs fröhliche Leben hier auf der Insel hat uns verändert und wir sind zeitweise sehr niedergeschlagen. Aber wir haben einen großen Gott, der Regie führt und IHM wollen wir vertrauen. Und zu IHM dürfen und wollen wir weiterhin beten.
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In der letzten Woche haben wir ein freundliches Ehepaar hier auf dem Platz kennengelernt. |
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Mit Helga und Gerhard haben wir eine kleine Stadtbesichtigung durch Scicli unternommen. |
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Vor einigen Jahren waren sie dauerhaft mit dem Segelboot unterwegs und hatten auch schon eine Tour rund um Sizilien unternommen, wie sie uns mit glänzenden Augen zu berichten wußten. Deswegen hatten sie vom Landesinneren noch nichts gesehen. Sie fahren ein riesiges Wohnmobil und waren froh, dass wir mit Adriano's Kleinwagen durch die engen Straßen der Barockstadt kurven konnten. Auch meinte es das Wetter gut mit uns an diesem Tag. |
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Nach wenigen Tagen fuhren sie jedoch weiter, um sich von den Schönheiten der Insel überraschen zu lassen. Wir wünschten eine gute Reise unter Gottes Schutz. |
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Eine zufällige Beobachtung am Strand.
Wieder einmal mache ich mich mit dem Rad auf den Weg ins Landesinnere und staune immer wieder über die felsigen Hügel und Berge, die trotz Regenmangel soviel Grün und auch bunte Blumen in der Landschaft hervorbringen. |
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Über einer diesigen Wolkendecke läßt sich die Sonne heute nicht blicken und es bläst ein kräftiger Wind durch die tiefen Schluchten, sodaß ich das Rauschen der alten Olivenbäume deutlich hören kann. |
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Am 5. März stand ich hier vor diesem Zaun, weil die Brücke gesperrt war. |
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Mittlerweile ist der Bautrupp verschwunden und die enge Brücke ist wieder für den Verkehr freigegeben. Die Brücke führt über einen ausgetrockneten Fluß und ein Schild warnt vor Gefahr, die sich auch in deutscher Sprache nicht erklärt. |
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Das braune Holzgeländer und die neue Asphaltdecke mit ihren schneeweißen Randmarkierungen passen nicht so richtig in dieses eher einsame Landschaftsbild, da die schmale Straße am Eingang und Ausgang der Schlucht mit Löchern und Wildwuchs am Straßenrand übersät ist. Dennoch donnern hier mit hoher Geschwindigkeit vollbeladene LKW's über die neue Brücke und ich befürchte, dass die Erneuerung bald wieder Schaden erleidet. |
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Nach meiner kurzen Pause auf der Brücke geht die Straße wieder steil bergauf und ich komme ins Schwitzen. Es kommt mir sehr gelegen immer mal wieder am Straßenrand anzuhalten, um nicht von den großen Brummern über den Haufen gefahren zu werden. |
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Die frühlingshafte Landschaft und die herrlichen Blumen erfreuen mich sehr. |
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Kurz hinter Scicli erheben sich diese imposanten Felsformationen über die Stadt, von wo aus ich einen spektakulären Blick bis zum Meer am Horizont genieße. |
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| Es wird erheblich kühler und ich ziehe meinen Pullover an. Jetzt geht die Fahrt hinunter durch Olivenhainen und weit verstreuten einsamen Gehöften. Plötzlich erscheint vor mir eine große Schaf- und Ziegenherde. Durch das Gebell der Schäferhunde werde ich an den Straßenrand gedrängt und zum Absteigen gezwungen. |
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| Eines der Tiere stützt sich auf der Mauer ab und knabbert an der grünen Hecke. Hier gibt es bestimmt ein Futter, welches auf den kargen Felsweiden nicht zu finden ist. | Die Sizilianer haben sich an diesen Aufmarsch wahrscheinlich schon gewöhnt; denn sie warten geduldig, bis auch das letzte Tier wieder Platz für den Verkehr gemacht hat. Jetzt ist die gesamte Straße verschissen. Ich radele weiter, und bald bin ich auf Meereshöhe wieder angekommen.
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Wieder denke ich an den Krieg, den ich über Tag fast vergessen hatte. Es tut der Seele auch mal ganz gut abzuschalten und sich mit den schönen Dingen des Lebens zu beschäftigen. Als ich gegen 18 Uhr wieder unser Camp erreiche, erwartet mich Rosi schon mit einem leckeren Nudelgericht. Vielen Dank! |
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Heute morgen pflegt Adriano mit liebevoler Fürsorge seinen Bienenschwarm. Wie ruhig und friedlich kann unsere wunderschöne Welt sein, wenn wir das doch nur alle wollten. |
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