Fahrt ins Landesinnere nach Caltagirone

7. Januar 2017

Drei Nächte auf Luminoso hatten uns gereicht. Der Campingplatz war bis auf den letzten Platz gefüllt. Es standen Womo an Womo auf engem Platz. Wir hatten Zeit zum Entspannen, Lesen und Ausruhen und heute morgen setzten wir unsere Reise fort und waren auch irgendwie froh, wieder Neues zu erleben. Außerdem waren die Temperaturen zum Teil sehr ungemütlich, denn in der Nacht ging es unter 0 Grad. Gestern Abend hatte ich noch ein langes Gespräch mit einem Camper aus Stuttgart. Rainer hatte mit 47 Jahren aufgehört zu arbeiten, hatte, so wie er sagte, immer schon den Traum viel zu reisen und die Welt zu erkunden. Irgendwie hatte er es geschafft, seinen jetzigen Lebensunterhalt durch seine vorherige Arbeit als Personalchef bei einer Bank, vorzufinanzieren, bis das Geld genau bis zur Rente reicht. Respekt! Er berichtete, dass er den materiellen Schickschnack nicht brauche und sein Geld nur in Reisen mit einem bescheidenen Wohnmobil investiere. Wir hatten einen schönen Abend in seinem warmen Wohnmobil und als wir auf Gott zu sprechen kamen, stellte sich sehr schnell heraus, dass er mit diesem Thema nichts, aber auch überhaupt nichts zu tun habe, und nur er sein eigener Geschäftsführer im Leben sei. Ich hatte ihm Lesematerial mitgebracht, aber er lehnte, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen, dankend ab. Die Menschen sind eben verschieden. Auch der Vers aus der Bibel: "Gott ist nicht in die Welt gekommen die Menschen zu richten, sondern sie zu retten" berührte ihn überhaupt nicht. Dennoch hatten wir einen interessanten Gesprächsabend, und als wir uns heute morgen bei ihm verabschieden wollten, war er gerade mit seinem Hund namens Gabriel unterwegs. Ich nutze die Gelegenheit, ihm eines der kleinen Lebenshilfen: "Man lebt nur einmal" hinter den Scheibenwischer zu klemmen. Vielleicht hat er das Heftchen schon entsorgt, oder er liest trotzdem mal darin. Ich weiß es nicht. Nur GOTT weiss es. (Am frühen Morgen war er noch bei uns am Wohnmobil und schenkte uns eine Packung Filtertüten, die es hier auf Sizilien und auch in Italien nicht zu kaufen gibt. Darüber haben wir uns sehr gefreut.)
Wir fuhren also um 12 Uhr los, kauften bei Guiseppe noch guten Rotwein und unsere Reise führte uns ins Gebirge auf ca. 600 Meter. Während der Fahrt bewunderten wir die aussergewöhnliche Landschaft, die wir von zu Hause nicht kennen. Weite Hügel, hohe unbewachsene Berge mit grünem Bewuchs, weite Täler und einsame Gegenden untere weißblauem Himmel. Es wurde merklich kühler und in Caltagirone lag stellenweise Schnee.

Als wir hoch oben in der barocken Innenstadt ausstiegen, wehte uns ein eisiger Wind um die Nase.

Leider fanden wir keinen geeigneten Parkplatz und schauten uns deshalb nur die Majolikatreppe von 1608 an, mit ihren 142 Stufen.

Jede Stufe ist individuell mit bunten Keramikfliesen dekoriert. Die Treppe führt zur Barockkirche Santa Maria del Monte hinauf. Links und rechts der Treppenstufen befinden sich mehrere Geschäfte, die bunte Keramik anbieten; für unseren Geschmack etwas zu kitschig.

Caltagirone ist seit dem 9. Jh. die Stadt der Töpferkunst. Bald kehrten wir zu unserem Wohnmobil zurück, weil es einfach zu kalt war und setzten unsere Reise fort Richtung Piazza Armerina. Dort befindet sich die sensationelle Villa Romana del Casale.

Auf dem weiterräumigen Parkplatz vor der Villa fanden wir diesen ruhigen, für die Saison einsamen Platz zur Übernachtung.

back | next

zurück