25. April 2018
Alle haben es auf dem Campingplatz gewußt, nur ich nicht.
Heute morgen hatte ich mich schon gewundert, dass der Parkplatz mit Autos ziemlich gefüllt war.
Auch am Strand versammelten sich immer mehr Sizilianer. Zunächst dachte ich mir nichts dabei. Auch wurde es links und rechts des Campingplatzes durch schreiende Kinder in den Gärten der Ferienhäuser immer lauter. Als ich allerdings am Nachmittag vor verschlossenen Türen am Euro-Spin stand, dämmerte es auch mir. Heute ist bestimmt Feiertag und ich machte mich schlau. Der Tag der Befreiung Italiens, offiziell Anniversario della Liberazione (deutsch: Jahrestag der Befreiung) genannt, ist ein italienischer Feiertag. Er wird alljährlich am 25. April begangen und hat in Italien einen ähnlichen Stellenwert wie die Festa della Repubblica, der italienische Nationalfeiertag. An diesem Tag gedenkt man der Befreiung Italiens vom Faschismus und der Besetzung Italiens durch die Nationalsozialisten sowie der Opfer des Zweiten Weltkriegs.
Jetzt trat ich nicht gleich den Rücktritt an, weil ich immer wieder interessiert bin, was es noch neues hier in der Gegend zu entdecken gibt. Das Futter für Timmy reicht noch locker bis morgen oder übermorgen.
Abseits der Hauptverkehrsstraße sah ich in der Ferne diese Brücke.
Von dort hatte ich einen Blick unterhalb auf eine Felslandschaft, wie ich sie dort nicht vermutet hatte. Von dort führte eine kleine Straße stetig bergauf und durch die starken Sonnenstrahlen kam ich ganz schön ins Schwitzen.
Hinter mir eine Einfahrt zu einem Firmengelände und vor mir ein kleiner Kanal, durch den Wasser ins Tal plätscherte. Schnell war mir klar, die gibt es eine Tomatenplantage.
Warum das überreife Gemüse allerdings noch nicht abgeerntet ist, scheint mir unklar. Gerade heute habe ich in einem Buch, wobei es um das Thema "Wie kann Gott die Katastrophen und Hungersnöte zulassen" das folgende gelesen: "Im EU-Land Italien wurden vor einigen Jahren 40.000 Tonnen Pfirsiche vernichtet. Jeder Bauer bekam umgerechnet etwa 20 Cent pro Kilogramm, nur um innerhalb der EU die Preise zu halten. Wir alle wissen, dass ähnliche Dinge auch schon mit Butter, mit Eiern und sogar mit Fleisch passiert sind. Das macht nicht Gott, dass Menschen verhungern. Das machen doch wir! Wir, von Gott losgelösten Menschen! Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass diese Erde acht bis zehn Milliarden Menschen ernähren könnte, wenn die Nahrungsmittel gerecht verteilt würden. Da sitzt doch das Problem! Wenn auf diesem Planeten Menschen verhungern, liegt es nicht an Gott, sondern am Egoismus und an der Hartherzigkeit von Menschen." Das nur am Rande.
Ich radelte weiter und plötzlich sticht mir tatsächlich dieses Schild ins Auge: Casa Galo MONTALBANO.
Sofort hatte ich Fatio und Montalbano in meinem Gedächnis, sah die beiden sogar vor Augen und dachte sofort, hier wohnt sicher der bekannte Kriminalist aus Sizilien. Das ist ja eine riesige Überraschung.
Ich fuhr durch eine geöffnete Schranke und stelle mein Rad vor dem Domizil ab. Klingeln wollte ich nicht gleich, da ich nicht wußte, was ich sagen sollte. Und dann noch auf Italienisch? Oh Mann! Das Rad ließ ich stehen und ging ein Stück des Weges weiter an dem Haus entlang.
Irgendwie kam ich mir schon selbst wie Montalbano vor. Am Zaun des Hauses war eine grüne Folie als Sichtschutz angebracht; dahinter standen hohe Bäume, und ich hörte Stimmen. Noch ein Stückchen weiter, hier befand sich nur noch ein Maschendrahtzaun und mein spärlicher Blick fiel auf ein großes Swimmingpool unter blauem Himmel: Ein Paar im Gespräch, mehr sah ich nicht, auch keinen Montalbano. Schade! Vielleicht heißen die Leute mit Nachnamen nur so. Das wär's gewesen.
Wiedermal gibt es hier Bäume, deren Früchte ich nicht kenne.
Auf der Landstraße zurück zum Stellplatz fallen mir bewußt zum ersten Mal diese Kakteen auf, die am Straßenrand vor einem blauen Zaun, vermutlich einer Firma, irgendwann einmal angepflanzt worden sind.
Immer wieder staune ich über die Vielfalt an wunderschönen Pflanzen und Blumen hier auf der Insel. Der herrliche Anblick läßt mich sehr demütig werden. Römer 1 Vers 20 Seit Erschaffung der Welt haben die Menschen die Erde und den Himmel und alles gesehen, was Gott erschaffen hat, und können daran ihn, den unsichtbaren Gott, in seiner ewigen Macht und seinem göttlichen Wesen klar erkennen. Deshalb haben sie keine Entschuldigung dafür, von Gott nichts gewusst zu haben.