Mantova und der schwerverletzte Fisch

28. März 2017

(Schon seit Sizilien stellen wir fest, dass unsere Digitalkamera nicht mehr die beste Qualität an Bildern liefert. Sporadisch treten dunkle Flecken im oberen Rand des Bildes auf, auch wieder deutlich sichtbar auf diesem Foto, obwohl die Linse sauber scheint. Schade, bei so zahlreichen gelungenen Aufnahmen!)

Egal. Heute starten wir unsere Stadtbesichtigung mit den Rädern und überquerten zunächst den Damm, der allerdings hier an dieser Stelle (gestern hatte ich dies in meinem Bericht falsch eingeschätzt) durch eine Brücke mit den beiden Seen verbunden ist. Vor uns liegt die Stadt Mantova, die seit 2008 den Titel UNESCO-Weltkulturerbe trägt.

In unserem Reiseführer ist zu lesen: „Mantuva ist eine langsam gewachsene Stadt, die auf einem antiken Grundriss aus der Etrusker- und Römerzeit beruht und sich im Mittelalter weiterentwickelte, um später die stadtplanerischen Ideale der Renaissance zu übernehmen. Die Stadt ist unentbehrliches Kulturerbe der Vergangenheit, das es zu bewahren und an die künftigen Generationen weiterzugeben gilt.“

Wir beide haben uns sofort in diese schöne Stadt verliebt, die soviel zu bieten hat. Vom See bis zur Altstadt sind es nur wenige Minuten, die wir zunächst mit voller Bewunderung auf dem Rad durchquerten.

An der Basilika von Sant Andrea stellten wir unsere Räder ab und staunten schon beim Eintritt über dieses einmalige Bauwerk aus dem 15. Jh.

Es erinnerte mich von innen an den Petersdom, allerdings im Kleinformat.

Sämtlich Bilder und Ornamente vermittelten dem Besucher, dass es sich um Fresken handelt.

Bei genauerem Hinsehen stellten wir fest, dass alle diese Bild-Kunstwerke mit einem Schatten gemalt wurden, die dem Betrachter den Eindruck vermitteln, dass es sich um Skulpturen handeln sollte.

In dieser Form wurde alle Muster, Bilder und Reliefe gemalt. Soetwas hatten wir noch nie gesehen; das war sehr eindrucksvoll.

Weiterhin bewunderten wir die Kathedrale aus dem Jahr 1545.

Auch dies ein bemerkenswertes Gotteshaus auf der Nordseite der Piazza.

Die älteste Kirche der Stadt befindet sich ungefähr 1,5 m unter der Höhenebene der Piazza. Der im Jahre 1082 errichtete Kirchenrundbau erinnerte auch mich an die Kirche vom heiligen Grab in Jerusalem.

Im Verlauf von Jahrhunderten wurde sie von Gebäuden und Häusern zugebaut, bis sie zu Beginn des 19. Jh. mit dem Abriss der Bauten, die sie verbargen, wieder freigelegt wurde. Eine sehr gute Entscheidung, fand ich.

Besichtigungen sind schön, aber auch anstrengend. Somit radelten wir wieder zum See und erfreuten uns an den warmen Sonnenstrahlen.

Wir beobachteten einen Angler, der gerade einem Fisch das Fürchten lehrte. Als ich näher kam, staunte ich nicht schlecht, welchen dicken Fisch der freudige Zeitgenosse am Haken hatte.

Langsam zog er mit seiner Angel das zappelnde Tier ans Ufer. Meine Gedanken im Wortlaut: „Der hat doch auch Brüder und Schwestern, Onkel und Tanten - der arme Kerl - jetzt geht es ihm an den Kragen - gerade schwamm er noch fröhlich durch das kühle Wasser und jetzt sowas - na, sicher hat bald sein Leiden ein Ende.“ Weit gefehlt; es kam viel schlimmer!

Der alte Mann zog den Fisch mit seinem Kächer aus dem See, riß ihm den Widerhaken aus dem Maul und präsentierte ihn mir stolz, als er sah, dass ich meine Kamera zückte. Der nach Luft schnappende Karpfen, vermute ich als Nichtfachmann, sich drehte, bemerkte ich kleine Blutstropfen an seinem Maul. „Oh, muss der Schmerzen haben, bald wird er seinen Todeskampf beendet haben“ dachte ich voller Mitleid. Aber dann, ich traute meinen Augen nicht, warf der Zahnlückenmensch den meines Erachtens halbtoten Fisch wieder in den See.

Da lag er nun im seichten Wasser, bewegte sich kaum, aber nach einer Weile schwamm er, wahrscheinlich von Schmerzen gequält, wieder zurück zu seiner Familie. Ich war ziemlich schockiert. Englisch verstand der Mann nicht und so bleibt meine Frage nach dem Warum unbeantwortet.

Auf dem Heimweg sahen wir diese Kunstwerke von unbekannten Künstlern aus alten Rädern und leeren Flaschen.

Langsam verabschiedete sich auch die Sonne, die den ganzen Tag über angenehme Wärme gespendet hatte.

Zurück am Womo gab es noch einen heißen Cappuccino.

In eigener Sache: Jetzt bin ich 62 Jahre alt und verstehe immer noch nicht die Vorgehrensweise mit dem mobilen Internet. Schon in Pisa hatte ich, als ich von dem Anbieter wind.it eine SMS natürlich auf italienisch erhielt, die Vermutung, dass mein Internet bald den Geist aufgibt. Deswegen hatte ich mir vorsorglich in Pisa schon die Hacken nach diesem Geschäft abgelaufen und wurde auch zweimal fündig. Dort erklärte man mir, dass ich noch Guthaben hätte und aus diesem Grunde kein Handlungsbedarf sei. Vielleicht habe ich dies auch falsch verstanden.  Aber ich mußte unverrichteter Dinge jeweils die Geschäfte wieder verlassen. Jetzt, gestern Abend war Ende mit Internet. Also, heute wurde wieder ein Laden von wind.it aufgesucht.

Die Dame hinter dem Tresen scante meine Simkarte, ich zahlte 10 Euro und schon war der Fall erledigt. Ich verstehe dieses Handling nicht. Wenn ich in Deutschland eine Karte aufladen will, setze ich mich an den PC und kann laden soviel ich will, egal ob noch Guthaben auf der Karte ist oder nicht. Es ist schon alles sehr kompliziert in unserer Welt und wenn wir Älteren nicht mit all der vielfältigen Technik am Ball bleiben, sind wir schnell außen vor. Ich dachte immer, mit Einführung des Computers wird alles einfacher -- Das Gegenteil ist der Fall.

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