Pietro e Paolo d'Agro - mit dem E-Bike


     Samstag, 15. April 2023     


Am 10. Dezember 2016 war unser Ziel mit dem Rad ebenfalls die Kirche Pietro e Paolo d'Agro. Damals hatten wir noch keine E-Bikes und die Fahrt in die Berge ganz schön beschwerlich. Da die Kiche damals geschlossen war, machte ich mich heute bei bedecktem Himmel ein zweites Mal auf den Weg. Stetig berauf führte mich die kurvige Straße durch einen kleinen Ort namens Rina.


Kurz dachte ich zurück an die Zeit, als wir noch in Hessen wohnten und wir unser Leben 17 Jahre in Rhina verbrachten. Lange her!



Die Straße wird immer schlechter und mündet in einen Schotterweg. Am Wegesrand und in der karstigen Landschaft wachsen eine Vielzahl von gelben Blumen.




Auch wächst  hier neben dem ausgetrochneten Fluß wilder Fenchel im Überfluß.


Endlich sehe ich aus der Ferne die Kirche auf einer Anhöhe im Hintergrund.



Die steile Straße hat man kurz vor dem Gotteshaus erneuert und mit kleinen Pflastersteinen und einem schon wieder verrosteten Geländer ausgestattet.


Diesmal ist die Kiche geöffnet.
In Wikipedia ist das nun folgende zu lesen: "Die Kirche Santi Pietro e Paolo d’Agrò ist ein Kirchengebäude in Casalvecchio Siculo auf Sizilien. Das Gebäude befindet sich in leichter Hanglage etwas oberhalb des Agrò." Zur Geschichte: "Die Kirche wurde 1116/1117 errichtet, anstelle eines bei Kämpfen zwischen islamischen und christlichen Herrschern zerstörten Vorgängerbaus aus dem 6. Jahrhundert. Sie gehörte zu einem Basilianerkloster, dem Roger II. auf Bitten des Abtes Gerasimos zur Finanzierung des Wiederaufbaus 1116 Besitz übertrug. 1131 wurde das Kloster dem Archimandritat San Salvatore unterstellt, behielt aber eigene Äbte bei. 1172 waren die Reparaturen der Schäden, die das Erdbeben von 1169 angerichtet hatte, beseitigt, wovon eine griechische Inschrift berichtet, die bereits Antonino Salinas 1885 veröffentlicht hat. Die Außenmauern aus roten Ziegel- , hellen Kalk- und schwarzen Lavasteinen werden durch Lisenen gegliedert, die sich oben teilen und in ein Kreuzbogenfries übergehen. Den oberen Abschluss des Baus bilden Zinnen.
Im Inneren folgen auf einen Narthex der Zentralbau in Form eines griechischen Kreuzes und der Altarraum. Der Zentralraum wird von einer größeren, der Altarraum von einer kleineren Kuppel überwölbt."







Ehrfürchtig, fast schon demütig trete ich ein; 900 Jahre alt. Boah! Ich schaue in die Kuppel und stelle mir vor, wie vor so vielen Jahren das Bauwerk errichtet wurde. Damals gab es noch nicht die modernen Gerätschaften, wie heute. Sicher haben hier beim Bau viele Menschen ihr Leben verloren.


Von hier oben hatte ich einen Blick ins Tal.



Offensichtlich hatte es in der Vergangenheit ordentlich geregnet und die Wasserbehälter sind bis an den Rand gefüllt.


Dieses Jahr gibt es hier auf der Insel außergewöhnlich viele Zitronen. Diese Auskunft haben wir auch schon im Süden der Insel erhalten. Ob die alle geerntet werden?
Ich möchte den gleichen Weg zurückfahren, wie schon vor sieben Jahren. Oh Schreck!



Was ist mit der Holzbrücke passiert, die sich über den Arco spannt? Ich parke mein Rad und bin schockiert. Der obere Teil ist einem Feuer zum Opfer gefallen. Brandstiftung hier in der Gegend? Oder die Hitze des Sommers? Ich weiß es nicht.


So sah die Brücke noch damals aus.


Der ausgetrocknete Fluss gibt mir die Möglichkeit mein Rad über den trocknenen Boden zu schieben.


Auch von hier kann ich das Drama sehen.


Auf der anderen Seite hat die Gemeinde dieses Schild aufgestellt. Ich bleibe nochmals fassungslos stehen.


Ein Stück weiter, ca. 200 Meter flussaufwärts fließt dennoch Wasser. Wie es möglich war, trockenen Fußes den Strom zu überqueren bleibt mir ein Rätsel.



Ich verlasse das Flußbett und radle durch ein kleines Bergdorf. Auf dieser Brücke verläuft die schmale Straße, die mich wieder zurück zum Meer führt.



Ich brauche kaum in die Pedale zu treten und rolle langsam durch die sizilianische Berglandschaft bergab. Mir geht dabei das Folgende durch den Kopf: In Deutschland gibt es fast in jedem auch noch so kleinen Kaff die Iniziative der Kommunen: Unser Dorf soll schöner werden. Hier gibt es diese Möglichkeit sicher nicht. Die Infrastruktur, gut ausgebaute Straßen, Radwege, Brunnen am Straßenrand, Hinweisschilder und vielerlei mehr sind in Deutschland Realität. Hier ist alles anders und die Menschen sind damit zufrieden. Aber in Deutschland wird gemeckert, geschimpft und viele Einwohner merken nicht mehr, wie gut es ihnen geht. Italien ist auch Europa, aber anders. Die Menschen sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Das sagt mir immer wieder: Weniger ist mehr! Aber auch spüre ich große Dankbarkeit in einem Land leben zu dürfen, wo es uns so gut geht.



Ich fahre zurück ans Meer und freue mich wieder bei meiner Frau zu sein. Morgen wollen wir weiterreisen.


       zurück        vor