Von tribu de Lavaud nach Nogent sur Vernisson
Donnerstag, 30. Mai 2024
Frankreich ist bekanntlich das Land der vielen Burgen und Schlösser. Deswegen suchen wir unsere Routen möglichst so aus, dass wir uns auch die verschiedensten Bauwerke anschauen können. |
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Wir fahren weiter 330 Kilometer quer durchs Land von La tribu de Lavaud nach Nogent sur Vernisson. Nieul ist unsere nächste Station, wo die Gemeinde auch für uns Wohnmobilisten einen Übernachtungsplatz bereit hält. |
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Mit Blick auf das Schloss lasse ich zunächst hier das Abwasser in den Kanal fließen. 200 Meter weiter ist der offizielle Stellplatz. |
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Als wir auf den Platz rollen, werden wir von einem französischen Camperehepaar auf das übelste beschimpft. Die Frau gestikuliert mit den Worten "allez, allez" und knallt ihre Womotür zu. Wir parken etwas weiter von ihr entfernt und haben bis jetzt nicht verstanden, warum die verbitterte Frau so dermaßen ausfallend wurde. Rosi hängt dieser Empfang noch lange nach. |
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Es ist windig und kalt. Trotzdem mache ich nach einem Regenguss einen Marsch zum nahegelegenen Schloß. Das Schloss von Nieul-lès-Saintes wurde im 14. Jahrhundert für Jeanne de Parthenay und ihren Ehemann Jean Chaudrier, den Vorfahren von Ronsard, erbaut. Ende des 17. Jahrhunderts als wurde das Gebäude als Staatseigentum verkauft, wurde es dann von mehreren Bauern geteilt und war erst in den 1970er Jahren Gegenstand einer Restaurierungskampagne. Heute beherbergt das Schloss die Bürgermeisterei und eine Bücherei. Eine Besichtigung ist leider nicht möglich. |
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Somit beschränke ich mich auf den Schlossgarten mit dem vorgelagerten See. Weiter fahren wir am Dienstag nach Aubigny-sur-Nère. |
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Auf dem Stellplatz wird hier der Wohnmobilist darauf verwiesen bei Sturm einen andere Platz aufzusuchen. Sturm haben wir zwar nicht, aber immer wieder kräftigen Regen. Dankbar sind wir der Stadt, dass sie für seine Besucher dermaßen besorgt sind. Wieder stehen wir an einem See, von denen es hier in der Gegend sehr viele gibt. |
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Das Château des Stuarts, auch bekannt als Château d'Aubigny, befindet sich in der Gemeinde Aubigny-sur-Nère im Département Cher. Das im Herzen der Stadt gelegene Gebäude symbolisiert ihre einzigartige Geschichte: Das Land und die Stadt Aubigny wurden tatsächlich 1423 vom französischen König Karl VII., damals ein Flüchtling in Bourges, an Jean Stuart de Darnley übergeben, Polizist der schottischen Armee und Cousin des Königs von Schottland. Es ging darum, ihm dafür zu danken, dass er den Franzosen seine Hilfe geleistet hatte, um die Engländer mitten im Hundertjährigen Krieg abzuwehren. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Stadt wieder vollständig in Frankreich integriert! |
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Der Bau des Schlosses, das als Schatz im Renaissancestil gilt, begann im 16. Jahrhundert und wurde dann im 17. Jahrhundert von Louise de Keroual, Herzogin von Aubigny und Portsmouth, verschönert. Das Schloss besteht aus zwei Flügeln, die durch einen Eingangspavillon miteinander verbunden sind, und wurde im 19. Jahrhundert umgebaut, und vom ursprünglichen Gebäude sind nur die Fassade und die Gebäude des linken Flügels erhalten. Vom Schloss ins Centre Ville sind es nur wenige Schritte. Viele alte Fachwerkhäuser stehen links und rechts der Hauptstraße. |
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Im Touristenbüro besorge ich mir eine Landkarte aus der Umgebung. |
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In der Eglise Saint-Martin bewundere ich die zahlreichen Glasfenster, die durch ihre bunten Scheiben der Kirche ein farbiges Licht verleiht. |
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Weinreben wachsen an einem Haus; mir scheint, der Hausbesitzer ist ein Weinliebhaber. Wir würden sicher gute Freunde werden. Leider ist niemand zu Hause. Wir rüsten und fahren anschließend über eine schmale Straße durch ein dichtes einsames Waldgebiet zum 15 Kilometer entfernten Schloss La Verrerie. |
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Das Schloss La Verrerie liegt in der Gemeinde Oizon im französischen Département Cher, in der Nähe von Aubigny-sur-Nère. Im Jahr 1422 überließ Karl VII. die Grafschaft Aubigny dem Schotten John Stewart, Lord Darnley. Der König bedankte sich auf diese Weise für die im Rahmen der Auld Alliance zwischen Frankreich und Schottland im Hundertjährigen Krieg geleistete Unterstützung. John Stuarts Sohn Béraud ließ Ende des 15. Jahrhunderts das Schloss errichten. Die Nachkommen John von Darnleys bewohnten das Schloss bis zum Jahr 1670. Zu diesem Zeitpunkt wurde Karl II. von England, ein direkter Nachfahre John Stuarts, Erbe der Seigneurie. Aber Ludwig XIV. erkannte diese Erbfolge nicht an und unterstellte Aubigny der Krone. Allerdings stimmte er 1673 zu, das zum Herzogtum erhobene Aubigny einer der Mätressen Karls II. von England, Louise de Kérouaille, Herzogin von Portsmouth, zu überlassen. Nach dem Tod König Karls lebte Louise de Kérouaille bis zu ihrem Tod in La Verrerie. 1734 ging das Herzogtum Aubigny auf ihren und Karls II. Sohn, Charles Lennox, Herzog von Lennox und Richmond, über. Dessen Nachkommen hatten das Schloss bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts in ihrem Besitz. 1842 erwarb der Graf Léonce de Vogüé das Anwesen für seine große Familie, die noch heute im Schloss wohnt. 1965 machte Graf Antoine de Vogüé das Schloss Besuchern zugänglich. Seine Frau eröffnete 1982 im Schloss einen Hotelbetrieb und richtet im Schlosspark einen Restaurantbetrieb im Cottage „maison d’hélène“ ein. Aktueller Besitzer des Zwölf-Zimmer-Hotels und des angeschlossenen Restaurants ist der Sohn des Ehepaares. Schloss La Verrerie liegt inmitten ausgedehnter Eichenwälder, direkt am See von Verrerie. Die Schlossanlage besteht aus Renaissance-Gebäuden, die einen rechteckigen, zum See hin von einer Terrasse abgeschlossenen Hof bilden. Wir sind in dieser abgelegenen Gegend die einzigen Besucher. Das Schloss wird gerade aufwändig renoviert. Ein großes Gerüst auf dem Dach verschandelt unsere Bilder. Aber trotzdem staunen wir über das riesige Gebäude und den großen See, der sich hinter dem Schloss in den Wald einschmiegt. |
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Grosse, alte, dicke Eichen stehen am Wegesrand und der Überlauf des Sees, durch einen mit Efeu bewachsenen Kanal ist das einzige plätscherne Geräusch, dass diese einsame Stille durchkreuzt. Wunderbar! |
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Wir sind begeistert und fahren stillschweigend durch die menschenleere Gegend wieder in die Zivilisation nach Gien. Während Rosi bei Lidl für unsere Lebensmittel sorgt, fängt es wiedermal extrem kräftig an zu regnen. Timmy schaut mich erschrocken an. |
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Wir fahren weiter nach Nogent sur Vernisson und stehen zusammen mit drei anderen Campern wieder einmal an einem See. Die Temperaturen sind am Spätnachmittag auf 12 Grad gesunken. Es ist unangenehm kalt, wir denken zurück an Spanien und sind froh, dass unser Wohnmobil uns die nötige Wärme spendet. Hier in der Nähe gibt es ein weiteres Schloß anzuschauen. Aber bei diesem unbeständigen Wetter schwindet zunehmend unser Unternehmungslust. Morgen werden wir zusammen entscheiden, wie es weitergeht. Gute Nacht für heute! |